Die Sommerpost macht blau

Meine Sommerpost ist verschickt. Ein paar Tage waren Zeit, um Inspirationen zu finden, zu testen und zu belichten. Schlussendlich wurde es dann eine Foto-Cyanotypie, die ich verschickt habe.

Ausgangspunkt war ein Foto aus meinem Fundus:

Da wurde erstmal mit dem Bildbearbeitungsprogramm die Dahlie im Hintergrund wegretuschiert, die Kontraste hochgedreht, nach schwarz-weiß umgewandelt und invertiert. Das Ergebnis sah dann so aus:

Das wurde dann im Copy-Shop auf Folie gebracht.

Bei meinen ersten Cyanotypie-Versuche hatte ich die Stoffe sehr lange liegen lassen, 30 Minuten und mehr bei Sonne. Das gibt zwar ein tolles Blau, allerdings werden die Graukontraste zunehmend schlechter. Bei der Dahlie beließ ich es deshalb bei ca. 12 Minuten in der Mittagssonne.

Reproduzierbarkeit schaffte ich nicht, mal schob sich ne Wolke in die Belichtung, mal war es wohl eine Minute länger oder kürzer:

Ich finde es nicht schlimm, auch die helleren haben einen schönen 3D-Effekt:

Für die Karten nahm ich ein klassisches Motiv – Pflanzen direkt aufgelegt:

Mit dem Photopapier links hatte es nicht geklappt, die Beschichtung löste sich beim Abwaschen. Daher wurde der Stoff auf die Karten genäht.

Karten und Umschläge bekamen noch einen Sonnenstempel, der das Sonnengelb einfangen durfte.

Die Post ist gut angekommen, wie ich gehört habe. Ich freue mich auf die „Antworten“.

Mehr Inspiration zu Cyanotypie und Sonnendruck wird bei der Sommer-MailArt gesammelt. Herzlichen Dank an Michaela und Tabea für die Aktion und die Idee!

Versuche mit Cyanotypie und Sonnendruck

Wieder freute ich mich sehr, als die Einladung von Michaela und Tabea zur neuen MailArt-Aktion eintraf: Cyanotypie! Hatte ich doch schon vor ein paar Wochen ein Set mit den Chemikalien mitbestellt, aber dann erst mal eingelagert – wie das halt mit den Mitbestellungen immer so ist.

Der perfekte Anlass, um das Päckchen wieder herauszuholen und mit dem Experimentieren sofort zu beginnen. Sofort, weil ich diesmal die Erste in der Gruppe bin und mein Beitrag schon nächste Woche auf Reisen darf.

Die Vorgabe der Sommer-MailArt ist ein Sonnendruck in Blau auf Baumwolle im Format 25cm x 25cm. Das geht außer mit Cyanotypie auch mit Sonnendruck und lichtempfindlicher Farbe.

Kurz etwas Theorie: Cyanotypie ist ein Druckverfahren, das schon 1842 entwickelt wurde. Bestimmte eisenhaltige Salzlösungen reagieren unter Einwirkung von UV-Licht und werden dabei cyanblau. Im 19. Jahrhundert wurde es genutzt, um Konstruktionspläne („Blaupausen“) und Fotografien zu vervielfältigen.

Die ersten Versuche waren noch sehr durchwachsen. Drei Fehler, die es sich zu vermeiden lohnt: Erstens: nicht an einem windigen Tag arbeiten. Zweitens: zum Abdecken stabiles Glas verwenden, nicht Plexiglas, das sich in der Sonne verformt. Drittens: die Cyanotypie-Ergebnisse sauber auswaschen – am Besten mehrere Minuten im Wasser lassen, sonst färben sich die weißen Stellen nach.

oben links: Gardinenstoff, oben rechts: Foto auf Overheadfolie (Löwenzahn+Pusteblume postiv und negativ), unten links: diverse Fotos, unten rechts: Papierschablone

Beim zweiten Mal war es dann schon deutlich besser: Versuch mit Foto, Spitzendeckchen, Papierschablonen und Mullbinde.

oben links: beim Belichten, oben rechts: nach dem Abnehmen der Motive, unten links: der gewaschene Stoff, unten rechts: das Ergebnis nach dem Trocknen

Übrigens reicht bei mir ein kleines Set für 200ml Salzlösung für einen guten Quadratmeter Stoff. Das ist nicht besonders viel. Für die eigentlich MailArt-Aktion musste ich nachkaufen.

Da ist das Sonnendruck-Verfahren deutlich günstiger.

Beim Sonnendruck wird ein feuchter Stoff mit Stofffarbe eingestrichen und mit dem Motiv zum Trocknen ausgelegt. Dort, wo der Stoff abgedeckt ist, trocknet er weniger schnell, dadurch wandert das Wasser und mit ihm der Farbstoff in die nicht abgedeckten und schon trockenen Bereiche.

Auch hier waren die ersten Versuche nach sehr zart. Oben mit trockenen Spaghetti, unten Blätter unter der UV-Lampe. Die hat den Farbstoff etwas eingebrannt, sieht aber auch ganz interessant aus. Insgesamt erinnern mich die Ergebnisse aber eher an das Turiner Grabtuch. Wenn man dran glaubt, kann man was erkennen.


Auch hier beim zweiten Mal schärfer, da die Motive flächiger aufliegen und stabiler sind.

Morgen ist viel Sonne ohne Wind angesagt, perfekt, um die Stoffe für die Sommer MailArt fertig zu stellen.

Verlinkt bei der Sommerpost-Linkliste, die sich schon mit vielen Erfahrungen zu füllen beginnt.

Mein Beitrag zur Frühlings-MailArt 2017

Heute erreichen meine Minibüchlein hoffentlich alle ihre Empfängerinnen. Die letzte Woche der Frühlings-MailArt ist angebrochen, der Sommer steht vor der Tür, ja tatsächlich schon.

Das Thema lautete „Frühlingsbücherei“, und die Aufgabe war, 10 Büchlein im Din A9-Format zu gestalten. Buchbinden, da wollte ich dabei sein. Wobei das Format schon seine eigenen Herausforderungen bietet. Viel Material braucht man jedenfalls nicht.

Als Thema hatte ich mir den Holunder ausgesucht, der ja erst Mitte Mai zu blühen anfängt, also genau richtig für mein spätes Büchlein. Kein schweres Thema, der Holunder hat ein rundum positives Image. Nicht erst seit Hugo-Zeiten, schon seit der Steinzeit. Wer weiß, was sich die Leute damals gemixt haben.

Entsprechend viel Material lässt sich finden, und entsprechend textlastig ist mein Buch geworden: Stichworte zu allem möglichen rund um den Holunder, ein Rezept für Hollerküchle – Erinnerung an meine Kindheit, und eins für Holundersirup – gern genutzt im Jetzt.

Für die Rückseite der Seiten kam Gelatineprint zum Einsatz – eine relativ neue Technik für mich und daher eher spielerisch entstanden. Eigentlich wollte ich mich bei den Farben am Holunder halten: grün für die Blätter, weiß für die Blüten, lila für die Beeren. Mit der Zeit wurde das dann doch etwas langweilig, daher haben sich auch gelb und blau eingeschmuggelt.

Die Gelliprints sehen in Din A9 jedenfalls wieder ganz anders aus.

Die Buchheftung war auch neu für mich, sie ist sicher eher unkonventionell, so eine Art koptische Bindung ohne Buchdeckel. Vielleicht könnte ich ein Patent darauf anmelden? Jedenfalls kam ich erst beim achten Buch oder so auf die Idee, mein Knopflochgarn mit Hilfe einer Kerze zu wachsen und Zahnstocher als Ersatz für die Buchdeckel am Anfang einzusetzen. Davor habe ich viel geflucht, da hat auch kein Entspannungsbier geholfen.

Für den Buchumschlag und das Vorsatzpapier verwendete ich Kleisterpapier. Die ersten Ideen waren noch zu streng für das organische Thema…

… dann kamen Schaumstoffstempel und Pinsel zum Einsatz, das passte besser:

Das vordere Vorsatzpapier bekam noch ein Blütenmuster mit Holunderblütenknospen:

Das hintere ein Muster für die Holunderbeeren, schon mal als Aussicht auf den Herbst:

Und das Umschlagpapier und die Briefkuverts wurden noch mit Hilfe der Holunderblätter bedruckt:

Und dann das Ganze zusammengebaut:

Und verschickt:

Viel Zeit hat es gekostet, aber durchweg Spaß gemacht. Hier kann man stöbern, welch tolle, einzigartige und vielfältige Werke bei der Frühlings-Mail Art dieses Jahr entstanden sind, und was man tatsächlich alles auf Din A9 unterbringen kann.