Das neue Jahr des MeMadeMittwochs startet traditionell mit dem Nähliebling des vergangenen Jahres.
Das meiste meiner genähten Klamotten habe jeweils am ersten Mittwoch im Monat hier gezeigt. Es ist also nicht allzu viel an Kleidung, was letztes Jahr entstanden ist.
Das Februar-Kleid war wirklich ein schlimmer Reinfall, der Stoff völlig verzogen, so dass ich es inzwischen sogar in der Mülltonne entsorgt habe. Ansonsten freue ich mich und bin richtiggehend stolz darauf, dass der Rest gelungen ist und getragen wird. Einen Liebling zu küren, fällt mir nicht leicht, ich entscheide mich jetzt einfach mal für die Kombination aus weißer Bluse und Bermuda vom Juni.
Im Dezember hatte ich mir noch einen Schlafanzug genäht. Im Januar war ein Krankenhausaufenthalt geplant, nix Schlimmes, er ist nun auch (wie halb erwartet) verschoben worden. Zu Hause trage ich zum Schlafen nur etwas längere T-Shirts, das war mir für das Krankenhaus etwas zu freizügig.
Mein neuer, etwas repräsentablerer Schlafanzug besteht aus einer einfachen Hose nach dem Schnitt 103 aus der Oktober-Burda und einem weiten T-Shirt nach M.Müller und Sohn.
Den Stoff für die Hose habe ich im lokalen Stoffhandel gefunden und mich sehr darüber gefreut. Leider war nur noch 1 Meter davon da. Gut, dass er nicht noch eingelaufen ist, sonst hätte ich jetzt Hochwasserhosen. Der Saum ist nur versäubert und knapp festgenäht, damit ist die Hose tatsächlich lang genug. Auch meine Bundlösung ging voll auf: Statt dem Tunnel, für den ich eh nicht genug Stoff gehabt hätte, habe ich einfach ein Schlauchbündchen angenäht. Passt perfekt! Und Taschen hat die Hose auch noch bekommen.
Der T-Shirt-Schnitt ist wie schon die Shirts von letztem Juni aus der Fachzeitschrift M.Müller & Sohn. Viel falsch machen kann man bei so einem weiten Schnitt ja nicht. Verziert wird das Ganze mit dem ersten Bügelbild aus dem Hause Schnitt für Schnitt, das mir mein neuer Schneidplotter ausgeschnitten hat.
Manchmal kommt es mir vor, als ob sich Hobbynäherinnen in zwei Kategorien einteilen lassen: die, die gerne Schnittmuster in Serie nähen, und die, die immer Neues brauchen. Ich gehöre eindeutig zur zweiten Kategorie. Basisteile nähen ist etwas, das ich gerne vor mir her schiebe. Daher ist mein T-Shirt-Stapel im Laufe der Zeit immer kleiner geworden. Aber langsam stand ich vor der Wahl: einkaufen gehen oder T-Shirts nähen.
Da kam mir die Rundschau von Müller & Sohn vom Juni gerade rechtzeitig ins Haus (die Zeitschrift heißt übrigens seit kurzem nur noch M. Müller & Sohn, aber der Name Rundschau wird sicher nicht so schnell verschwinden). Ich habe das Zeitschriften-Abo letztes Jahr als Weihnachtsgeschenk bekommen, und wenn ich sie auch wenig „nutze“, lese ich sie doch sehr gerne. Die Zeitschrift heißt im Untertitel „Fachmagazin für Mode & Schnitt-Technik“, wendet sich also eher an ein Fachpublikum, aber ich mag die Mischung. Es geht um Trends in der Laufstegmode, Entwicklungen und Portraits aus der Designer- und Schneiderbranche, und Schnitterstellung (auch etwas Ausgefalleneres wie Sport- oder Berufsbekleidung). Jede Ausgabe hat einen Schnittmusterbogen ohne jede weitere Anleitung und Musterbilder, und der im Juni bestand eben aus Schnitten für T-Shirts.
Die vier Schnitte sind unterschiedlich weit, mit verschiedenen Ausschnitten, Ärmeln und Saumabschlüssen, also sehr praktisch als Grundlagenschnitt mit Baukasten, und damit ideal, um meine T-Shirt-Flaute zu bekämpfen.
Meine T-Shirt Nr. 1 ist das enge T-Shirt mit V-Ausschnitt. Das passt soweit sehr gut, nur der Ausschnitt war sehr halsnah, den habe ich um einiges tiefer ausgeschnitten. An den Schultern ist es mir etwas eng, da werde ich nächstes Mal etwas zugeben müssen, aber sonst erfüllt es meinen Bedarf an enge Basis-Shirts hervorragend.
In Kürze: Schnitt: Modell 2 aus der M.Müller und Sohn 06.2020, Gr. 38, Hüfte 42, Ausschnitt vergrößert
Stoff: Baumwolljersey aus dem Bestand
Nr. 2 ist das Shirt mit Raglanärmeln. Auch hier habe ich den Ausschnitt deutlich größer gemacht. Und auch hier bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich mag Raglanärmel. Der Aufdruck ist übrigens für die Stoffspielereien zum Thema Monogramme entstanden, er zeigt die Anfangsbuchstaben meines Namens in der Kombinationsschrift nach Josef Albers.
In Kürze: Schnitt: Modell 3 aus der M.Müller und Sohn 06.2020, Gr. 40, Hüfte 44, Rundhalsausschnitt vergrößert
Stoff: Baumwoll- und Viskosejersey aus dem Bestand
Übrigens: viele der Artikel zur Schnitterstellung und zu Nähtechniken findet man (verkürzt) auch auf der Internetseite von Müller & Sohn.
Auf der Suche nach einfachen T-Shirt-Schnitten kommt man kaum an dem Kirsten Kimono Tee von Maria Denmark vorbei, und das ist mein T-Shirt No. 3.
Weil ich erst nach dem Zuschneiden gemerkt hatte, dass ich beim Papierschnitt vergessen hatte, an der hinteren Mitte den Rand wegzuschneiden, ziert den Rücken nun eine Naht. Das Muster vorne ist abgebunden und mit Indigo gefärbt.
Das Shirt mag ich sehr gern, auch wenn der Stoff für den Sommer und für locker fallende Kleidung etwas zu dick ist. Auch etwas, was ich bei meiner T-Shirt Näherei für mich abgespeichert habe: Standard-Baumwolljersey ist für Sommershirts tendenziell zu dick, ideal ist eher so 160 g/m2.
In Kürze: Schnitt: Kirsten Kimono Tee von Maria Denmark, Gr. M, Hüfte L, deutlich verkürzt (hintere Länge 56 cm)
Stoff: Baumwoll-Stretch-Jersey von Stoff&Stil
Weil ich das Konzept, Schnittmuster mit einem Nähmagazin zu kombinieren spannend finde, habe ich mir noch dazu die dritte Ausgabe des Maria Denmark Sewing Life Magazine mit dem Schwerpunkt T-Shirts gekauft.
T-Shirt Nr. 4 ist das Modell mit überlappenden Ausschnitt aus dem Sewing Life Magazine. Damit die Überlappung aus zu sehen ist, habe ich die Rückseite aus einem einfarbigen Stoff genommen. Ich mag den Ausschnitt sehr und er ist megaschnell genäht. Wegen der Dreiviertel-Ärmel ist das Shirt eher etwas für den Herbst, aber der kommt bestimmt schneller als mir lieb ist.
Im Magazin gibt es für die aufwändigeren Nähschritte wie die Ausschnitte ausführliche Beschreibungen mit Bildern. Ergänzt wird das dann um Artikel, wie man einen Bischofsärmel konstruiert, den Schnitt für gerundete Schultern anpasst, eine Stickerei hinzufügt und ein paar Sachen mehr. Aktuell konnte ich nichts davon nutzen. Ich denke, ich würde ein anderes der Sewing Life Magazine nur kaufen, wenn mich die Schnitte ansprechen.
In Kürze: Schnitt: Sewing Life Magazine 3 von Maria Denmark
Stoff: bedruckter Jersey von Stoff&Stil (Rest von diesem Kleid), blauer Jersey aus dem örtlichen Stoffladen
Ein paar mehr T-Shirts kann ich noch brauchen, aber zumindest bin ich jetzt schon mal wieder versorgt, und habe einen guten Vorrat an unterschiedlichen Schnitten.
Manchmal ist das langsame Nähen einfach nervig, weil ich nicht auch nur ansatzweise das schaffe, was ich gerne alles machen würde. Manchmal macht es aber auch Spaß, dann, wenn sich eines zum anderen fügt und das Ergebnis einfach nur schön wird. So geschehen bei meiner neuen Hose.
Dass der Schnitt (Walnoot von Waffle Patterns) gut sitzt, wusste ich schon von dieser Hose, und damit wusste ich auch, dass sich die ganze Sorgfalt beim Nähen auszahlen würde. Die Hose bekam Paspeltaschen, französische Nähte an den Taschen und ein Hongkong Finish bei den Seitennähten.
Die Paspeltaschen und auch das Verstürzen der Vordertaschen ist wie gewohnt gut erklärt in der Anleitung von Waffle Patterns. Die Kantenversäuberung mit Schrägband kam dazu, weil ich die Hose mit einem Aufschlag haben wollte.
Der Stoff war noch ein Rest von dieser Hose (die ich übrigens nach wie vor sehr gerne trage), zweilagig, daher die Idee, die linke Seite über die Aufschläge sichtbar zu machen.
Ich denke, mit der Hose könnte ich den Sommer verbringen, außer bei 35°C, da wird sie vermutlich zu warm.
Und dann ist auch noch das Oberteil neu. Nach einem aktuellen Schnitt, und weil das ja nun Seltenheitswert bei mir hat, habe ich mich extra bemüht, die Bluse für heute fertig zu haben. Der Schnitt ist aus der Juni-Burda, der Ausschnitt gefiel mir, sehr viel mehr Besonderheiten hat die Bluse auch nicht. Ich habe sie etwas gekürzt und dafür die Ärmel verlängert.
Der Stoff ist ein leichter Batist, gekauft letztes Jahr im „Blauen Tuch“ in München, und dafür, dass er ein Hauch von Nichts ist, war er ganz schön teuer. Das Faltenmuster hat es mir halt angetan. Der Stoff ist so durchsichtig, dass ich Vorder- und Rückenteil mit einem ungemusterten Batist gedoppelt habe. Nur die Ärmel sind einlagig.
Auch hier habe ich die auffälligen Stellen mit französischen Nähten genäht, ist ja eigentlich auch keine schwierige Sache, sogar bei der Ärmelrundung ging das gut.
Nun bin ich aber doch hin- und hergerissen, ob ich ein neues Basic-Teil im Schrank habe, oder eine doch etwas langweilig geratene Bluse. Die nächsten Monate werden es zeigen.