MMM: Morgan Jeans and selvedge dreams

Letztes Jahr hatte ich mir Stoff bei dp studio bestellt, unter anderem einen ganz wunderbaren dunkelblauen festen Denim. Mir gefiel die Webkante, die einen schmalen lila und orangenen Farbstreifen hat, und da fiel mir der Artikel über Selvedge Jeans ein, der in der Rundschau 10.2020 zu finden ist (nicht im Netz, und leider war der Schnitt dazu ein Herrenschnitt). (Selvedge Denim hat eine typische klassische Webkante, die bei Selvedge Jeans durch umgekrempelte Hosenbeine sichtbar wird, hier und hier kann man mehr dazu lesen.)

Auf der Suche nach einem Schnitt für eine Selvedge Jeans kam ich auf die Morgan Jeans von Closet Core Patterns (auf deren Blog wird Selvedge Denim als Ausgangsbasis genannt). Allerdings braucht es ein paar Anpassungen, damit man wirklich auch die Webkante an der Seitennaht nutzen kann.

Beim Vorderteil ist das einfach, da muss man nur die Hosenbeine etwas verbreitern, damit die Seitennaht von der Hüfte bis zum Fuß parallel zum Fadenlauf verläuft. Bei der Hinterhose geht das nicht so einfach, da ist die Seitennaht kurviger geschnitten. Da mein Stoff aber eh nicht lang genug war, um Vorder- und Rückteil untereinander an der Webkante anzulegen, teilte ich das Rückteil etwas über Kniehöhe. Oberhalb ist der Originalschnitt, unterhalb ist das Hosenbein wie bei der Vorderhose verbreitert und parallel zur Webkante.

Beim Nähen gab ich mir ordentlich Mühe: Sattelnähte und Innenbeinnähte sind mit echter Kappnaht und alle Topstitchnähte mit kupferfarbenen Garn abgesteppt. Nur die Nieten fehlen, sollte ich vielleicht noch ergänzen.

Der Hosenschlitz ist allerdings mit Reißverschluss, nicht mit Knöpfen wie im Schnittmuster vorgesehen.

Die Probehose saß eigentlich ganz vielversprechend, so dass ich ohne große Änderungen den schönen Denim zuschnitt und losnähte. Umso größer war dann die Überraschung, als ich die fast fertige Hose anprobierte und überall komische Falten hatte. Alles Herumprobieren und Anpassen der Schrittnaht half da nicht mehr, und inzwischen ist mein Verdacht, dass bei dieser speziellen Schnittführung mit dem Fadenlauf mehr oder weniger parallel zur Seitennaht und boyfriend Schnitte allgemein bei ausgeprägten Hüften ein guter Sitz einfach nicht machbar ist.

Ich liebe meine fertige Hose trotzdem sehr und tröste mich damit, dass der schlechte Sitz in der Regel nur dem kritischen Fachauge auffällt, und ich selbst sehe mich ja selten von hinten.

PS: beim Schreiben dieses Blogbeitrags stieß ich auf diesen Artikel. Lustig, wie sich die Erfahrungen manchmal gleichen, von der Morgan-Selvedge-Kombi über die „low seat adjustment“ bis hin zum erfüllenden Nähen in Gemeinschaft.

Verlinkt bei Me Made Mittwoch.

In Kürze:
Schnitt: Morgan Jeans von Closet Core Patterns, Größe 10-12
Stoff: Denim aus 100% Baumwolle von dp studio

Stoffspielereien: Typografie

Das Werk aus dem letzten Monat hat eine Begleitung bekommen. Für die Stoffspielereien zum Thema „Typografie“ entstand ein zweiter gerahmter Mini-Quilt. Karen ist heute unsere Gastgeberin, sie beschäftigt sich viel mit Schrift in handschriftlicher und gedruckter Form, auf ihrem Blog zu stöbern ist eine Freude.

Diesmal habe ich mir etwas zur eigenen Motivation ausgedacht. Viel zu oft habe ich abends keine Lust mehr, noch ein bißchen kreativ zu sein, und sitze dann nur noch auf dem Sofa, daddel auf dem Tablet, surfe durchs Internet oder mache ähnlich sinnbefreite Sachen, die minimale Aktivität erfordern. Mit der Aufforderung „nur 15 Minuten“ will ich mir selbst in den Hintern treten, jeden Tag zumindest ein kleine Viertelstündchen meinen schönen Hobbys zu widmen.

Die Schrift des „nur“ fand ich  auf dafont.com, in die bin ich richtiggehend verliebt. Die Schrift für „15 Minuten“ gab es bei den vorinstallierten Schriften, sie heißt Superclarendon. Tatsächlich gefiel mir an der, dass die „5“ nicht ganz so verschnörkelt ist, obwohl die Schrift sonst sehr nah an den klassischen Serifen-Schriften ist.

Die Vorlage entstand am Computer. Die Schablone schnitt ich mittels Plotter aus Freezer-Papier, das ich dann auf den Stoff aufbügelte, dann stupfte ich Stofffarbe auf.

Der Stoff ist wie beim letzten Mal aus dieser Serie. Dieses Mal ist das Quilting aber minimal. Eigentlich wollte ich den Stoff ganz dicht benähen, aber das Werk „sprach“ einfach nicht zu mir, so dass es bei der Umrandung der Schrift geblieben ist.

Einzig das „nur“ bekam noch ein paar Echo-Linien.

Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Die nächsten Themen:

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen,  findest Du auf stoffspielereien.net.

Habt einen schönen Sonntag!

Eine neue Tasche für den Alltag

Es war Zeit geworden für eine neue Tasche. Meine bisherige war eine Dany nach einem Schnitt von machwerk, und mit ihr war ich sehr zufrieden gewesen, so dass einer Neuauflage nichts im Weg stand.

Ein paar Änderungen habe ich doch vorgenommen, ob zum Guten wird sich zeigen. Jedenfalls wurde das Nähen dadurch mit etwas Gehirnakrobatik angereichert. Bei meiner alten Tasche hatte ich tatsächlich nur eine der Außentaschen regelmäßig genutzt. Die Taschen an den Seiten höchstens mal für einen nassen Schirm, so dass ich sie einfach weg ließ. Damit die Tasche nicht zu eintönig wird, behielt ich aber die optische Trennlinie bei.

Die beiden Taschen mit den seitlichen Taschen nutzte ich auch nur selten, und wenn, wusste ich nie, wo ich was verstaut hatte. Daraus entstand die Idee, die beiden Taschen zu einer zu verbinden. Eine Mufftasche sozusagen. Sie wird mir zukünftig hoffentlich beim Transport von Baguettes und Schnittmusterpapierrollen gute Dienste leisten.

Innen dagegen gab es ein Seitenfach mehr. Die bewährte Machwerk-Zweiertasche wurde um ein drittes Fach verlängert (nähtechnisch nicht zu empfehlen) und leistet mir gute Dienste. Auf der Gegenseite hatte ich schon bei meiner alten Tasche eine einfache flache Einstecktasche. Diese erweist sich seit beinahe zwei Jahren als hervorragende Maskenaufbewahrung, und weil dieses Utensil wohl noch lange nicht ausgedient hat, wird diese Seitentasche auch bei meiner neuen Tasche unentbehrlich sein.

Der Außenstoff ist eine Mischung aus Kunstleder und sehr festem Canvas. Praktischerweise fand sich in meinem Stoffvorrat ein selbstgefärbter Stoff mit praktisch denselben Farben (das Bewahren alter Vorlieben zahlt sich dann doch irgendwann aus), den ich lange nur gestreichelt habe, weil er mir so gut gefällt. Nun hat er seine Bestimmung gefunden.

Eine dazu passende Grete ist fest in Planung. Der Plan scheiterte bislang an der Tatsache, dass ich 10cm zu wenig Reißverschluss bei Martina bestellt hatte. Nun ja.

In Kürze:

Schnitt: Dany von Machwerk, wieder auf 110% vergrößert
Stoff: Kunstleder und Canvas (mind the maker), gekauft bei RolyPoly in München
Innenstoff (aus dem Bestand) verstärkt mit H640
Metallwaren aus dem Bestand bzw. von Machwerk