Vom Laufsteg in den Kleiderschrank (II): Quälerei am Ende

So, ich erkläre dieses Projekt für beendet. Wenn ich es nicht schon hier im Blog vorgestellt und viele Erwartungen geweckt hätte, wäre es schon vor längerem in irgendeiner Ecke gelandet. Und wenn nicht der Stoff so schön wäre…

Ja, der Stoff. Der ist schuld an der ganzen Misere. Flutschiger Samt, der viel, viel Heften, Auftrennen, Neunähen und Handnähen benötigte. Absolut kein Spaß. Dennoch sehr, sehr schön, und angenehm zu tragen, so dass ich trotz allem nicht ausschließe, mal wieder etwas davon zu bestellen.

Wobei das Tragen bislang auch nur für die Fotos stattfand. Es ist einfach zu kalt.

Die Rückseite: wenig vorteilhaft…

Nochmals als Zusammenfassung: Das war die Vorlage.

Quelle: www.victoriabeckham.com
Quelle: www.victoriabeckham.com

Der Samt ist vom französischen Versender Bennytex, das Oberteil ist mit leichter Viskose – wie im Original weiß – gefüttert. Der Schnitt für das Oberteil ist aus burda 12/2012, Hals- und Armausschnitt vergrößert. Der Schnitt für den Rock ist aus burda 8/2015, dabei das Vorderteil oben deutlich weiter gemacht, um die Mehrweite für den Gummismok und die Kellerfalte zu erzielen.

Yvonne hat in ihrem Beitrag zu dieser Runde für „Vom Laufsteg in den Kleiderschrank“ so nett sich selbst und alle anderen daran erinnert, dass die Aktion eine entspannende Freizeitbeschäftigung seien sollte. Nun, entspannend war es diesmal nicht. Spaß macht es trotzdem. Deshalb will ich auch zukünftig dabei sein. Vielleicht mit dem Oberteil von Stella McCartney, das ich erstmal verschoben habe, vielleicht auch erst mal mit einem Sommerkleid. Ich mach mich mal auf die Suche…

Alle Ergebnisse dieser Runde gibt es hier. Vielen Dank, Monika, für die Organisation!

Stoffspielereien: Smoken

Heute ist wieder der Tag der Stoffspielereien. Suschna von Textile Geschichten sammelt  Beiträge zum Thema „Seltene Techniken“. Oder anders gesagt, jede darf ihren eigenen sonderbaren Stoffpfaden folgen.

Ich habe Ideen aus zwei Büchern aufgegriffen. Das erste Buch ist „Stoffmanipulation“ von Ruth Singer. Wie der Name schon vermuten lässt, ein Hort von Stoffspielereien. Mir haben es die Seiten mit den Smokarbeiten angetan, insbesondere das Amerikanische Smoken (auch Kanadisches Smoken genannt).

Tatsächlich habe ich sonst in unserer gut bestückten Bücherei kein weiteres Buch gefunden, dass diese Techniken enthält. Bei der Suche im Internet stösst man zunächst statt auf Inspiration für das Damen-Nähkränzchen auf zahllose Anleitungen, wie man Fleisch zehn Stunden auf dem Grill halten kann (also definitiv ein Männerhobby). Deutsche Nähseiten kennen mit wenigen Ausnahmen nur das Gummismoken (z.B. bei pattydoo), aber auf englischsprachigen Seiten und auf Youtube wird man dann doch fündig. Auch das Forum der Nähfabrik will ich noch erwähnen.

Besonders hilfreich ist die Seite des Indian Parents Forum (was auch immer indian parents mit smoken zu tun haben). Hier werden sehr viele verschiedene Muster in ausführlichen Anleitungen gezeigt. Ich habe mir mal das Zopfmuster ausgesucht, das ich auf einer bemalten Wildseide ausprobiert habe. Im ersten Bild sieht man das Muster, jeweils die Enden der Striche werden mit einem Faden zusammengezogen und vernäht. Auf der Vorderseite ergibt sich dadurch ein plastisches Faltenmuster. Bei mir sind die Falten relativ groß geworden, weil ich dafür ein Raster von 5cm genommen habe.

Man braucht etwas Geduld, aber sonst ist das Smoken weder besonders schwierig noch besonders aufwändig.

Das zweite Buch ist „Falttechniken“ von Paul Jackson, das in der Ausgabe von 2015 auch wunderbare Beispiele zu Falten in Stoff zeigt (sonst ist der Schwerpunkt auf Papier). Ein Kapitel widmet sich den „Schattenfalten“. Ich zitiere aus dem Buch:

“ ‚Schattenfalten‘ sind das Markenzeichen des Origami-Künstlers und Designers Chris K. Palmer. In seinen Arbeiten verwendet er die Techniken des traditionellen Stoffsmokens und des Twist Folding, das in den 1970er-Jahren der japanische Origami-Meister Shuzo Fujimoto entwickelt und populär gemacht hat. In Papier wären solche Falten schwer zu bewerkstelligen, aber in Stoff werden sie mithilfe von Nadel und Faden zu einem schnellen, einfachen und doch magischen Vergnügen.“

Als Fingerübung erst mal vier quadratische Faltenkreuze.

Die Rückseite
Die Vorderseite
Die Vorderseite mit den gerade gezupften Quadraten und Falten
Und hier alles platt gebügelt

Spannender wird es mit einem dreiachsigen Gitter, hier mit Sechsecken. Zum Anzeichnen des Musters habe ich zunächst eine Schablone mit Löchern entworfen, sehr hilfreich.

Dann alle Sechsecke umnäht und anschließend zusammengezogen und verknotet.

Daraus ergibt sich ein sehr plastisches Muster mit vielen „Knöpfen“. Wie man sieht, können sich hier nicht alle Falten glatt legen, jeweils zwei Verbindungen sind verdreht. Um alle Falten glatt zu kriegen, müsste man ein Muster entwerfen, dass die Sechsecke mit Dreiecken kombiniert. Im Buch ist solch ein Beispiel von Chris K. Palmer abgebildet, von dem es wiederum ein Buch dazu gibt, das ich am Liebsten auch gleich haben möchte.

Hier noch ein Bild der Rückseite (mit verfälschten Farben), sieht auch sehr hübsch aus.

Bleibt nur noch die Frage, wer sich heutzutage über ein gesmoktes Kissen freuen würde.

MMM: Grafik-Kleid

„Tausend mal berührt, tausend mal ist nix passiert…“ Na, ganz so lange lag der Stoff noch nicht in meinem Lager, der Schnitt in meinem Ideenstapel schon eher. Aber bis die beiden zusammenkamen , hat es ganz schön lang gedauert. Die Hürde lag – wie so oft in solchen Fällen – im Kopf: als ich den Stoff kaufte, stellte ich mir ein Wickelkleid daraus vor. Allein, gerade habe ich keine Lust auf Wickelkleider und so blieb er halt im Schrank.

Und dann hat es Zoom gemacht und jetzt sind sie untrennbar (naja, nicht ganz, haha) miteinander verbunden. Der Stoff ist ein Baumwolljersey mit Elasthan aus einem örtlichen Stoffladen. Der Schnitt aus der ottobre 2/2015, „optic flowers“. Das Rockteil ist um 7cm verlängert (meine Beine sind ja schließlich keine 20 mehr), das Oberteil um 1cm.

Jetzt kommt noch eine Bilderflut. Im oberen Rücken ist zuviel Stoff, entweder das Bündchen ist zu eng zugeschnitten (vermutlich) oder das Oberteil doch zu lang geworden. Ich habe kurz überlegt, ob ich das noch anpasse, aber angesichts diverser Overlocknähte, die dafür aufzutrennen wären, war die Entscheidung schnell gefallen: Nein.

Gedacht als Frühlingskleidchen …

… aber heute wird es eher so gestylt:

Und damit geht das Ganze rüber zum Me-Made-Mittwoch. Dort zeigt Carola von naehkatze heute ein wunderschönes … Wickelkleid!