Stöbern in einer Nähzeitschrift

Meine Schwester hat mir aus dem Urlaub eine britische Nähzeitschrift mitgebracht, „Simply Sewing“ nennt sie sich. Letztes Jahr hatte sie auch schon im Urlaub an mich gedacht, und mir eine Ausgabe des „Sew Magazine“ mitgebracht. Ist doch mal ganz spannend und abwechslungsreich in anderen Zeitschriften zu stöbern, und deswegen dachte ich, ich zeige hier mal ein paar Seiten daraus.

Die Zeitschriften unterscheiden sich nämlich recht deutlich von den deutschsprachigen Nähzeitschriften, die ich kenne, Burda Style, La Maison Victor, Fashion Style, Ottobre. Deren Schwerpunkt liegt ja fast ausschließlich auf Schnittmustern, (wobei vor allem die burda auch andere Handarbeiten und Mode abdeckt). Die beiden britischen Magazine dagegen sind ganz anders aufgebaut. Schnittmusterbögen sucht man vergeblich, aber beiden Magazinen war jeweils ein Kleider-Schnittmuster beigefügt. Ansonsten ist es ein Potpourri aus einfachen Nähprojekten, Dekoration, Wohnaccessoires,  Upcycling, Quilten, Sticken, und Neuigkeiten aus der Nähszene.

Das beigefügte Kleid nennt sich Pinafore =Schürze, und genauso kleidsam ist es auch. Ich fürchte, das wird es nicht im meinen Kleiderschrank schaffen.

Die andere gezeigte Kleidung ist jeweils so einfach gehalten, dass die Schnittmuster nach der Vorlage selbst gezeichnet werden sollen. Die Anleitungen sind jeweils bebildert, gehen über zwei bis drei Seiten, und sehen recht anschaulich aus.

Daneben gibt es kurze Beiträge über Schnittmuster von Indie-Labels, neue Stoffe und allerlei Nähkram. Das finde ich ganz spannend zu lesen und frage mich, ob so eine Zeitschrift nicht auch Absatzchancen in Deutschland hätte. Klar gibt es genug Blogs etc. im Internet, die die gleichen Informationen haben, aber erstens gibt es ja angeblich ne Menge Hobbyschneiderinnen, die keine Blogs lesen, und zweitens macht das Blättern in einer Zeitschrift auch viel Spaß.

Wohnaccessoires nimmt eine Menge Raum ein, zusätzlich gibt es noch ein Heftchen mit weiteren 20 Projekten für Kissen, Decken, Ofenhandschuhe, etc. Bei den meisten Sachen ist der Titel der Zeitschrift Programm – relativ einfache und schnelle Projekte.

Interessant fand ich die Vielzahl an Stickprojekten. (Hand-)Sticken ist das neue Häkeln. Auch in deutschen DIY-Zeitschriften merkt man das. Ich denke, der Trend wird an mir vorübergehen, chronischer Geduldmangel.

Ganz akut brauche ich eine Frühlingsjacke, daher werde ich es erstmal beim Stöbern in der Zeitschrift belassen. Aber vielleicht nähe ich demnächst mal das niedliche Kuschelkangaroo.

Danke, mein Schwesterherz, fürs Mitbringsel!

 

MMM: Hemdblusenkleid

Verlinkt beim Me-Made-Mittwoch.

Nun ist der Frühling endlich da. Auch wenn ich mir bei einstelligen Temperaturen grundsätzlich nicht vorstellen kann, wie sich das Leben ohne Wollsocken anfühlt, habe ich mich letzte Woche tapfer an das Vernähen des ersten Flatterstoffes gemacht.

Herausgekommen ist ein Hemdblusenkleid. Als Vorlage diente mir ein Schnitt aus der Fashion Style 09/2017 . Den Schnitt habe ich zum Kleid verlängert, und mich dabei an dem Titelmodell der Fashion Style von Oktober 2017 orientiert. Außerdem habe ich die Knopfleiste verkürzt und mir überhaupt die Knöpfe und Knopflöcher gespart. Der Stoff ist Viskose mit Jeans-Optik, gekauft letztes Jahr bei Hüco in Berlin.

Doch, doch, ich bin sehr zufrieden mit meinem Kleid.

Stoffspielereien: Falten

Heute bin ich zum ersten Mal Gastgeberin der Stoffspielereien. Weil mein Beitrag etwas länger ist, kommen hier erst mal die Links zu den anderen Teilnehmerinnen:

  • Naehzimmerplaudereien verarbeitet übernähte Stehfalten mit Streifen und Smokeffekt  zu einem Täschchen.
  • Tyche erschafft aus einem gefältetelten Stoff mit einer großen Vergangenheit eine aufregende Muscheltasche.
  • Frau Machwerk dämpft plissierte Crinkle-Falten, die jetzt den Ärmel- und Saumabschluss einer feinen Chiffonbluse zieren.
  • Frau Nahtlust faltet kleine Kissen aus Filz und nimmt diese als Ausgangspunkt für ein großes Kunstwerk in grau-braun.
  • Annelies nähert sich Schritt für Schritt einem Rundumfaltenrock.
  • Futterstoff näht auch einen Faltenrock, allerdings ist der Rock eng und die Falten sind schräg und gekreuzt.
  • Eva zeigt eine Tasche mit Falten, die zwei Stoffe kombinieren.
  • Ute zaubert aus einem Hemd ein Kissen mit verschiedenen Stehfalten.
  • KaZe lässt aus Falten und Smok einen Buchrücken entstehen

Wenn ihr auch einen Beitrag zur Stoffspielerei habt, so hinterlasst mir bitte im Kommentar einen Hinweis oder schickt mir eine E-Mail an info@ schnittfuerschnitt.de

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

Die nächsten Termine:
29.4.2018: Schlipse  (Feuerwerk by Kaze)
27.5.2018: Japan  (made with Blümchen)
24.6.2018: Thema noch offen  (Nahtzugabe)


Ich habe mir für die Stoffspielereien das Thema „Falten“ ausgesucht, das ich sehr gerne mag, sowohl in Papier als auch in Stoff. Eine schöne Gelegenheit, um mal ein paar Sachen auszuprobieren, die schon länger auf der Ideenliste standen. Entstanden sind ein Kissen mit gedrehten Falten und ein Oberteil mit gekreuzten Falten.

Eines meiner Lieblingsbücher ist „Falttechniken“ von Paul Jackson. Jackson zeigt in dem Buch viele Anleitungen für Falten, vorwiegend für Papier, aber ein Kapitel ist auch Falten in Stoff gewidmet. Ich habe in meinem Beitrag zum Smoken letztes Jahr schon davon erzählt. Aber ich blättere auch deswegen gerne in diesem Buch, weil es viele tolle Beispiele aus Mode, Design, Architektur und Kunst, die Faltenstrukturen einsetzen, zeigt.

Dadurch habe ich auch die Arbeiten von Anne Kyyrö Quinn entdeckt. Die Firma stellt Wandverkleidungen und Möbel aus Wollfilz her. Dabei entsteht durch gedrehte Falten ein tolles Wellenmuster, hier ist ein ähnliches Beispiel wie das im Buch gezeigte zu sehen. Das hat es mir angetan.

Die Herstellung dieser gedrehten Falten ist an und für sich nicht schwierig, man braucht einen Haufen Stoff (die dreifache Menge des fertigen Teils), viel Zeit und Spaß am exakten Arbeiten. Am Besten ist ein Stoff, der sich gut bügeln lässt. Ich habe für das Kissen einen sehr lange gelagerten Seidenstoff genommen, der schimmert schön.

Das Kissen ist schon vor einiger Zeit fertig geworden und darf jetzt das Sofa einer Freundin verzieren.

Ganz neu ist mein zweites Projekt und angesichts der Temperaturen draußen wird es noch etwas auf seinen Einsatz warten müssen. Die Idee zu den gekreuzten Falten kam mir, als ich Bilder von einem schönen Parkett in Fischgratmuster sah. Entstanden ist ein lockeres Oberteil nach einem Schnittmuster von burda (9/2016).

Hier kommt eine Bilderflut, die die Herstellung zeigen:

Eigentlich wollte ich einen Stoff aus Mikrofaser nehmen, damit die Falten weicher fallen. Den habe ich allerdings verschnitten, weil ich die Papiervorlage falsch aufgelegt habe – man muss hier links und rechts beachten. Dann habe ich mir das Leben leichter gemacht und einen einfachen Baumwollstoff verwendet, der zwei gleiche Seiten hat und sich leicht bügeln lässt.

Die Kanten sind mit Schrägstreifen verstürzt. Die vordere Mitte ist mit einem Band übernäht, damit die Falten auch in Bewegung dort bleiben, wo sie sein sollen.

 

Und das Bewegen funktioniert gut: