Gabi ruft diesen Monat zum japanisch inspirierten Textilen Gestalten auf. Sie gab mir damit den dringend benötigten Anstoß, mich in das großartige Buch „Stitched Shibori“ von Jane Callender zu vertiefen.
Das Buch ist ein Füllhorn an Wissen und Anregungen, es zeigt in vielen, vielen Skizzen und Bildern und Beschreibungen, wie man Stitched Shibori-Muster erzeugt. Eine deutsche Übersetzung gibt es nicht, und man braucht schon ein bisschen, bis man sich mit den englischen Fachbegriffen vertraut gemacht hat, die Illustrationen helfen dabei.
Bevor ich mich an etwas Größeres machte, wollte ich erst mal ein paar der Techniken und Muster ausprobieren.
1. Ori-nui Shibori (Stiche durch einfache Falten) mit Kreisen:
2. Hira-nui Shibori (einfache Stiche in einfacher Stofflage) im Kreis: oben mit gleichmäßigen Stichen, so dass sich beim Zusammenziehen gleichmäßige Falten ergeben, unten ungleichmäßig. Wie man schon sehen kann, ist eine wesentliche Arbeit beim Stitched Shibori das sorgfältige Anzeichnen des Musters. Um bei dem Kreis mit dem Zirkel arbeiten zu können, habe ich selbstklebendes, auswaschbares Vlies benutzt, die Stickerinnen unter euch werden es kennen. Das hat prima geklappt, sehr zu empfehlen. Beim Nassmachen löst es sich ganz einfach wieder ab.
3. Ein einfaches Mandala mit verschiedenen elliptischen Formen: 1. die Ränder der Ellipse jeweils gefaltet und durch alle vier Lagen Stoff genäht (awase ori-nui Shibori), 2. hira-nui, wobei der Stoff von unten mit einem Stück Plastik abgedeckt wird, so dass die Farbe dort weniger stark eindringt. Und 3. übernäht (guntai Shibori).
Leider habe ich mich beim Sticheln vertan und zwei Muster verwechselt. Grmpf. Am deutlichsten kommt das ori-nui raus, das hira-nui mit Abdeckung ist mir zu verwaschen, hat auch nicht viel Farbe abgehalten. Guntai ist auch weniger deutlich, gefällt mir aber gut.
4. Maschinen-genähte Stiche durch mehrere Lagen Stoff und teilweise mit Plastik abgedeckt, nach seinem Erfinder Motohiko Katano katano shibori genannt. Als Muster schnitt ich mir eine einfache Baum-Schablone zurecht und nähte diese auf einen vorgefärbten mitteldicken Baumwollstoff.
Wenn das Ergebnis gut gewesen wäre, hätte ich es für Michaelas Muster-Mittwoch genommen. Aber die Bäume sehen doch mehr wie Champignons aus, und die Anordnung, naja. Aber die Plastik-Abdeckung hat erstaunlich gut funktioniert, daher war das Experiment doch geglückt.
Das war es eigentlich, was ich mir für die Stoffspielereien vorgenommen hatte, aber dann hatte ich so viel Spaß damit, dass ich mit zwei größeren Projekten weiter machte. Zwei Stoffstücke aus dünner Baumwolle, jeweils 160 cm x 75 cm groß, die mal Rundschals werden sollen. Für das erste entwarf ich ein Muster aus ori-nui und hira-nui shibori.
Für das zweite Stoffstück legte und bügelte ich den Stoff in große Zick-Zack-Falten. Da so ein Stoff immer leicht verzogen ist, war das gar nicht so einfach. Die Falten nähte ich mit der Machine ab, wobei ich teilweise den Stoff mit Plastik reservierte. Die Plastik geht dabei um den Rand.
Hier sieht man den Stoff nach der Färbung, jeweils noch reserviert, und dann nach Entfernen der Nähte und Plastik, vorne und hinten. Die Rerservierung ist hier nicht so stark, aber noch deutlich. Ich denke, die Farbe kam durch die Falten am Rand. Die Beispiele im Buch zu dieser Technik sind ebenfalls eher zart.
Und hier aufgefaltet. Insgesamt ist das Muster doch deutlicher, als ich es beim Färben befürchtet hatte. Mir gefallen beide Schals ausgesprochen gut.
Von nahem erkennt man deutlich die Falten und die Stiche.
Noch ein paar Worte zur Färbung. Leider habe ich nicht den Platz, mit Indigo zu experimentieren. Ich habe Procion-Farben verwendet. Das Buch hat auch ein ausführliches Kapitel zum Färben, mit natürlichem und synthetischem Indigo und mit anderen Naturfarben. Auch das Färben mit Procion beschreibt Jane und hat dafür eine klare und nachvollziehbare Anleitung. Wasser wird in Liter und Feststoffe in Gramm gemessen. Keine Eimer oder Tassen-Angaben! Die klarste Anleitung, die ich bislang gelesen habe. Ich habe vier verschiedene Procion-Rezepte hier liegen, und die sind alle sehr unterschiedlich, was die Menge an Farbe, Salz und Soda, die man pro Stoff braucht, betrifft. Letztes Jahr hatte ich ja schon mal mit Procion-Färben gezielt experimentiert, aber die Fragezeichen über meinem Kopf sind immer noch zahlreich. Im Juni bin ich bei einem Procionfärbe-Kurs, darauf freue ich mich!
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.
Der nächste Termin:
24.6.2018: Rokoko (Nahtzugabe)
Nach der Sommerpause geht es im September mit den Stoffspielereien weiter.
Christiane, was für ein Wahnsinn! Was für ein Aufwand und was für unglaublich tolle Ergebnisse! Toll, dass Du so viel ausprobiert hast und das hier zeigst! Am besten gefällt mir Dein selbst entworfener Schal mit den Rauten in der Mitte und den Kreisen am Rand. Wow, die Möglichkeiten… Ok, bei unserem Treffen in Fürth habe ich es geahnt, aber jetzt ist es fix: Das Buch muss ich mir unbedingt besorgen. lg, Gabi
Danke! Freut mich, dass ich dich angesteckt habe. Es braucht schon seine Zeit, das Muster anzuzeichnen, zu sticken, zusammenziehen, färben, trocknen lösen. Aber aufwändiger, als ein Kleid zu nähen, ist es auch nicht.
Ein ganz toller anschaulicher Beitrag, vielen Dank. Man sieht die Experimentierfreude, die du dabei hattest. Es ist ansteckend. Ich werde mcic auch weiter mit diesen Stick- und Färbetechniken beschäftigen. Die Ergebnisse sind klasse.
Liebe Grüße
Ute
Vielen Dank. Tatsächlich bietet zwar das Buch viele Anregungen, aber es ist so geschrieben, dass man zum eigenen Experimentieren eingeladen wird, das ist sehr angenehm. Ich bin gespannt, was du dazu weiter machst!
ich bin ja völlig hin und weg – sieht das toll aus! Wow – tolle effekte und richtig viel Mühe, die du dir gemacht hast. Einfach genial, und wirklich nicht zu toppen! Glückwunsch zu dieser gelungenen Stoffspielerei!
LG. Susanne
Danke, Susanne! Damit reihe ich mich auch mal unter euch Stickerinnen ein.
Whoo! Superschön.
Mit den clever eingesetzten Plastikreservierungen ergeben sich ja nochmal ganz andere Möglichkeiten! Danke für die ausführliche Dokumentation, man hat richtig gemerkt wie viel Freude du an der Sache hattest. Das ist ansteckend!
Danke! Die Plastikreservierungen bieten in der Tat viele Möglichkeiten, aber es ist eine kleine Wissenschaft für sich, welche Art von Plastik man da nehmen kann. Ich habe Overhead Folie, einen leichten Duschvorhang und Verpackungsmüll verwendet, vielleicht tut es auch leichte Filmfolie. Traditionell hat man wohl festes Papier oder Bananenblätter genommen!
Liebe Christiane,
ja man merkt wirklich, wie viel Spaß du an dieser Stoffspielerei hattest.
Wie schön, dass du uns auf so viele Wege des shibori mitnimmst. Ich finde es faszinierend ,welche vielfältigen Möglichkeiten man mit der Abbindetechnik und der Indigofärbung hat .Deine vorbereitenden Arbeiten sind absolut präzise und die Ergebnisse so eindrucksvoll.
Die Schals sehen sehr interessant aus und gefallen mir sehr.
Und die japanischen Fachausdrücke lernen wir auch noch!
Herzliche Grüße von Tyche
Ja, wirklich ein weites Feld, und ich habe nur reingeschnuppert. Wie bei so vielen Bereichen der japanischen Handwerkskunst eines, für das man Jahre oder Jahrzehnte zur Meisterschaft braucht.
Deine Stoffspielereien gefallen mir sehr gut, die Technik mit dem Plastik kannte ich nicht, danke fürs zeigen. Die Sticktechnik werde ich sicher wieder einmal mit meinen neuen Schüler/Innen machen.
Liebe Grüsse
Angy
Danke! Das lässt sich mit etwas Geduld bestimmt gut in einem Kurs oder in der Schule einsetzen.
Sehr inspirierend, die unterschiedlichen Techniken..!
Schön, wie du sie präsentierst.
Danke, Mond!
Sehr inspirierend sind Deine ausführlichen Experimente. Plastikreservierungen sind auch mir neu, merke ich mir gleich. Deine Färbe-Aktion ist recht komplex und akkurat, Glückwunsch zu den Ergebnissen.
Wenn ich gelegentlich dazu komme vereinfache ich dann zeitgedrungen doch und plane Ungleichmäßigkeiten ein. Vieles verwende ich dann sowieso für Patchwork, da kann sogar ein Knoten im Stoff lebendige Effekte ergeben.
LG Ute
Danke, Ute! Es hat sicher beides seinen Reiz, das sorgfältig gearbeitete Muster, und die freien Arbeiten. Die Patchworkarbeiten, die bei den Stoffspielereien gezeigt wurden, haben mir gut gefallen. Dafür, und für Textilkunst ist das Freiere bestimmt reizvoller.
Sehr toll!
LG, Bele
Danke, Bele!
Das ist sehr spannend zu lesen und zu sehen und sehr beeindruckend. Falten und Stiche sehen tatsächlich sehr verschieden aus, die Pilze sind lustig und der Knaller ist das wunderschöne Muster auf dem letzten Schal – ein Traum! Ich würde ich freuen auch eine Bericht über deinen Färbeworkshop zu lesen – viel Spaß dabei! Ich werde nächste Woche mal wieder mit Indigo färben, aber unter chemischen Aspekten und im Labormaßstab. LG Ingrid
Danke! Ja, ich denke schon, ich werde auch von dem Kurs und weiteren Färbeexperimenten berichten. Und wenn ich mich mal an Indigo wage, weiß ich ja jetzt, wen ich fragen kann!
Oh Wow,
da sind so schöne Sachen bei rum gekommen. Vor allem die beiden letzten Schals sehen traumhaft aus. Da bist Du schon richtig weit mit Deinen Fähigkeiten und man sieht den Lerneffekt sehr gut. So langsam reizt es mich ja auch…
LG MAreike
Danke! Ich sehe die Entwicklung auch und freue mich darüber. Aber besonders weit, finde ich, bin ich noch nicht gekommen. Dann bin ich mal gespannt, ob du dich anstecken lässt 🙂
Als ich mir gerade deine wunderschönen Arbeiten noch einmal in Ruhe angesehen habe, bemerke ich, dass ich noch nicht kommentiert habe. Natürlich möchte ich dir mitteilen, wie gut mir deine Arbeiten gefallen, besonders die beiden Schals. Ich habe mir gleich das genannte Buch bestellt und werde selbst auf diesem Gebiet weitermachen.
LG
Siebensachen
Oh prima, da freue ich mich auf das, was kommt! Scheint, wir haben ähnliche Interessen. Viel Freude mit dem Buch!
Liebe Christiane,
Wahnsinn, was Du für Ergebnisse erzielt hast. Schon die kleinen „Versucherle“ sind gelungen, aber Deine Schals sind so schön und gleichmäßig. Da bin ich ja gespannt, was Du noch alles aus diesem Buch herausholst.
Liebe Grüße
Ines
Du hast meine Hochachtung! Ganz wunderschöne Shibori-Muster hast du gestichelt, in wahrer Geduldsarbeit, sehr, sehr toll sind deine Stoffe geworden! Aber deine Ausdauer hat sich gelohnt, diese Färbungen sind wahre Hingucker! …und über die Pilze musste ich auch grinsen,,,
Liebe Grüße Ulrike