Stoffspielereien: Stoffbücher

Auf in ein neues, kreatives Jahr mit vielen Stoffspielereien und anderen kreativen Werkeleien! Wer bei den Stoffspielereien mitmachen möchte, findet die Infos dazu ganz am Ende des Beitrags.

Für heute habe ich das Thema „Stoffbücher“ vorgeschlagen, weil ich nicht nur gerne nähe und Stoffe verarbeite, sondern auch gerne buchbinde. Bei meinen Recherchen zum Thema, die ich hier in einem Inspirationspost und auf einem Pinterest-Board zusammengestellt habe, war ich aber selbst erstaunt, wie viele Möglichkeiten es gibt, die Themen Stoff und Bücher zu kombinieren. Daher bin ich sehr gespannt, was es heute zu sehen gibt.

    • Kerstin von den Stoffnotizen fertigt ein „Flaggenbuch“, um damit Stoffproben zu sammeln.
    • Tyche erstellt ein Buch mit Arbeitsproben, wie sie bei Jeanne Lanvin üblich waren, und stellt uns die Modedesignerin vor.
    • Elvira von Zwischendurch hat ein Buch in Postkartengröße gestaltet, das sie in den nächsten Monate mit Stickmustern füllen will.
    • Auf dem Blog Langer Faden zeigt Gabi heute ihre gesammelten Werke, sie hat schon ganz viele textile Bücher und Bucheinbände gemacht.
    • Anne Sophie zeigt auf ihrem Blog Heyy Oskar ein Notizbuch mit einem Einband aus besticktem Stoff.
    • Bei Siebensachen-zum-Selbermachen habe ich mit dem Thema offene Türen eingerannt. Sie hat die Gelegenheit genutzt und ein stoffbezogenes Leporello gefertigt.
    • Sabine (Petersilie & Co) zeigt gleich fünf Bücher, die sie selbst bezogen hat, teilweise selbst hergestellt, teilweise hat sie fertige Bücher genutzt.
    • Clara (bimbambuki) faltet aus einem langen Stoffstreifen ein Leporello, mit 12 Seiten, die sie monatlich besticken wird.
    • Ute 123-Nadelei ist Meisterin bei Nadelbüchern, diesmal zeigt sie vielfältige Buchumschläge und stellt ihre Nähplanung neu auf.
    • Ines Nähzimmerplaudereien hat den Anfang für einen Bücherquilt gemacht und zeigt einen fertigen Quilt mit Bücherregal.
    • Ute (Textile Werke) zeigt ein paar der kunstvollen Buchhüllen, die sie im Laufe der Zeit gemacht hat.
    • Auch Karen (feuerwerkbykaze) schöpft aus ihrem großen Erfahrungsschatz bei der Verbindung von Papier mit Stoff, setzt Papierschnipsel ein und nutzt Industriefilz als Grundlage.
    • Rela (Relas Sticheleien) macht zum ersten Mal mit, ist aber eine erfahrene Patchworkerin und zeigt hier einiger ihrer Stoffbücher, die sie schon gemacht hat.

Ich habe die Gelegenheit genutzt, um die Möglichkeiten, Stoff auf Papier zu kaschieren, auszuprobieren. Wahrscheinlich kennt ihr alle Bücher, die mit Leinen bezogen sind. Die Rückseite des Stoffes wird vor dem Buchbinden mit Papier verklebt, damit der Leim nicht durch den Stoff drückt und hässliche Flecken macht.

Die einfachste Möglichkeit dafür ist, mit einem doppelseitigen Klebevlies zu arbeiten, wie man sie auch für Applikationen verwendet, wie zum Beispiel Vliesofix, Thermofix oder Heat’n’Bond. Einfach ein Sandwich aus Stoff, Klebevlies und Papier machen und bügeln, fertig. Als Papier nahm ich bei meinen Versuchen immer Schnittmusterpapier von der Rolle, das ist schön dünn.

Der Shibori-Stoff ist von mir, lag schon lange im Schrank.
Das Backpapier ist zum Schutz, damit es nicht zu heiß wird.
Mit Thermofix und Schnittmusterpapier kaschierter Stoff

Wie ich feststellte, ist Thermofix deutlich steifer im Ergebnis als Vliesofix. Den Shibori-Stoff verwendete ich daher für den Umschlag um ein gekauftes Notizbuch. Einfach mit Leim auf den Umschlag aufgeklebt und an den Kanten abgeschnitten. Ich bin mal gespannt, ob oder wie schnell die offenen Kanten ausfransen werden.

Die traditionellere Methode des Kaschierens ist, Stoff und Papier mit Leim oder Kleister zu verbinden. Im Internet gibt es dafür einige Anleitungen, zum Beispiel hier und hier. Ich habe mich bei der Herstellung an die Vorgehensweise von Heidi leimt gehalten. Die meisten Videos von Heidi sind kostenpflichtig und nur über Patreon zugänglich, auch das mit dem Kaschieren. Aber wer sich für das Buchbinden interessiert, der kann ich die Videos von Heidi nur wärmstens ans Herz legen. Sehr sympathisch, sehr gut gemacht, voller Tipps und Hinweise.

Bei den oben verlinkten Videos wird erst das Papier eingestrichen und dann das nasse Papier auf den Stoff geklebt. Ich fand das ganz schön fiddelig, das klebrige, labberige Papier faltenfrei in die Höhe zu heben und auf dem Stoff abzulegen. Es hat geklappt, aber nach dem Trocknen merkte ich, dass doch ganz schön viele Luftbläschen zu sehen waren, weil ich das Papier nicht genug festgedrückt hatte. Ich wusch daher den Stoff direkt wieder aus, das geht gut, weil Kleister nicht wasserfest auftrocknet.

Links Papier und Kleister, rechts der Stoff auf einer Glasscheibe

Heidi macht das andersherum: da wird der trockene Stoff auf das eingestrichene Papier aufgebracht, wenn der Stoff auf einer Rolle aufgewickelt ist, geht das ganz einfach.

Hier verwendete ich Buchbindeleim zum Einstreichen.
Das Papier ist ganz dünn und gleichmäßig mit Leim bestrichen und der Leim schon angetrocknet.

Nach den ganzen Versuchen kam dann mein Hauptprojekt: ein Buch mit Stoff zu beziehen. Den selbstgefärbten Stoff aus meinem Fundus bekam erstmal ein paar Falten, bevor ich ihn mit Vliesofix mit dem Papier verklebte. Das braucht man dann alles, um daraus ein Buch herzustellen:

Für den Buchblock nahm ich ein billiges Buch aus dem Discounter, von dem ich den hässlichen Einband entfernte.

Auch für die Anleitung, wie daraus ein Buch entsteht, hielt ich mich an „Heidi leimt“. 15 bis 20 Arbeitsschritte braucht so ein Buch, und am Schluss ist es ein tolles Gefühl, das Ergebnis in der Hand zu halten. Hier ist es, das fertig mit Stoff bezogene Buch, mit Falten und Bindeband:

Vielleicht nutze ich noch das eine oder andere Thema dieses Jahr (Sashiko…), um noch mehr Stoffbücher zu machen.

Habt einen schönen Sonntag!

Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Die Themen für 2023:

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen,  findest Du auf stoffspielereien.net.

Inspirationen für die nächsten Stoffspielereien

Im Dezember machen die Stoffspielereien Weihnachtspause, aber nächstes Jahr geht es wie gewohnt weiter, und wir haben bereits die Themen für das ganze Jahr festgelegt, schaut mal weiter unten.

Für den Januar habe ich das Thema „Stoffbücher“ vorgeschlagen. Momentan nutze ich viel meiner freien Zeit zum Buchbinden, baue Schachteln, beziehe Bücher oder mache Notizhefte. Das Thema wird also ganz uneigennützig zwei meiner Lieblingsbeschäftigungen verbinden.

Bei meiner Suche über Pinterest habe ich sooo viele tolle Ideen zum Thema gefunden, schaut mal hier!

    • Stoff kann man in der klassischen Buchbinderei zum Beziehen verwenden. Dann verbindet man Stoff mit Papier und Pappe. Kunstvoll wird es, wenn der Stoff erst bestickt, bedruckt, in Falten gelegt, etc. wurde.
    • Man kann aber auch Stoff am Rand oder in der Mitte zusammennähen und hat dann ein Leporello oder Heft ganz aus Stoff. Das kann man für Stickproben oder Quiltbeispiele nutzen, oder haptische Bücher gestalten.
    • Nadelbriefe (Anleitung hier bei Susanne Nahtlust) oder Nadelbücher (wie sie Ute 123-Nadelei macht). Oder Nadelkissen, die wie Bücher aussehen?
    • Buchhüllen – habe ich kürzlich gemacht, und fand dabei die Anleitungen von Pattydoo und Draußen nur Kännchen am hilfreichsten.

Und schaut euch mal an, welche tolle gestickte Bücher die Künstlerin Candace Hicks macht!

Ich will das Kaschieren von Stoff auf Papier ausprobieren, um einen Stoff dann in der klassischen Buchbinderei zu verwenden, aber vielleicht ist das auch zu simpel, dann denke ich mir noch etwas anderes aus.

Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben. Mach mit, trau dich, sei dabei! Falls nicht im Januar, dann vielleicht bei einem der anderen Themen, die wir für 2023 festgelegt haben?

Ich wünsche allen Stoffspielerinnen und Hobbyschneiderinnen und Buchbinderinnen und überhaupt allen ein kreatives Jahr 2023 und allen Lebewesen ein friedvolles Miteinander!

Die Stoffspielereien
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Die nächsten Themen:

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen,  findest Du auf stoffspielereien.net.

Stoffspielereien: Ornamente

Die Stoffspielereien gehen in die letzte Runde für dieses Jahr. Petersilie & Co haben das Thema „Ornamente“ vorgeschlagen, das passt wunderbar zu den Posamenten von letztem Monat, Verzierungen aller Art.

Auf der Suche nach Inspiration habe ich in der Bibliothek das Buch „Ornaments“ (Herausgeberinnen Natascha Kubisch und Pia Anna Seger) gefunden. Dabei handelt es sich um eine kommentierte Neuveröffentlichung von Mustervorlagen, die ursprünglich 1892 von George Ashdown Audsley (zusammen mit seinem Sohn Maurice) unter dem Titel „The Practical Decorator and Ornamentist“ veröffentlicht wurden. Als Architekt war George anscheinend nur mäßig erfolgreich. Kurz darauf wanderte er in die USA aus, wo er ein erfolgreicher Orgelbauer wurde.

Die Mustervorlagen sollten vor allem zur Dekoration von Innenwänden dienen. Es gibt Muster zu Griechischer Antike, Mittelalter, Renaissance, Klassizismus, Japanischer Stil, und Floraler Stil. Ich habe mir zum Nachmachen ein Muster ausgesucht, das Binsen und Schwertlilien zeigt.

Um das Muster auf Stoff zu übertragen, stellte ich mir zunächst drei Schablonen her, für jede Farbe eine. Dazu fotografierte ich die Vorlage, wandelte das Bild am Computer zu einer Vektordatei um und ließ meinen Schneidplotter die Schablonen aus Freezer Paper ausschneiden.

Das Muster ist circa 15 cm hoch und zum Teil sehr filigran. Ich hätte nicht das Talent, so etwas mit der Hand auszuschneiden. Aber die Maschine hat das wunderbar für mich erledigt.

Zum Schablonieren hatte ich nur wenig Zeit und es ist nicht gut gelungen.  Das Freezer Paper wollte diesmal nicht gut auf dem Stoff haften. Daher ist das Ergebnis zum Teil unvollständig, zum Teil verschmiert. Aber ich finde, man erkennt die Vorlage trotzdem ganz gut.

Ich könnte mir das Muster sehr gut auf einer Badetasche oder Kosmetiktasche vorstellen. Die Schablonen habe ich ja nun dafür. Bei Gelegenheit und mit mehr Zeit werde ich das dann auf einen passenden Stoff übertragen.

Die Stoffspielereien
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