Siebdruckworkshop und die Folgen

Ja, ich war schon wieder bei einem Workshop in Mannheim. Wenn ich näher wohnen würde, wäre ich womöglich jeden Monat dort – macht einfach sehr viel Spaß, neue Techniken zu lernen, in einer gut eingerichteten Werkstatt aus dem Vollen zu schöpfen und mit Gleichgesinnten Seite an Seite zu arbeiten. Diesmal war ich beim Siebdruck-Kurs von Kristina Schaper. Drei Tage lang Siebdruck auf Stoff, der Hauptaugenmerk liegt auf der Stoffgestaltung, nicht auf der Siebdrucktechnik als solche.

Weil ich ja mehr Bekleidung nähe als Taschen geschweige denn (Patchwork-)Decken, war mein Vorsatz, ein paar Stoffe für Klamotten zu bedrucken. Die ersten Sache sind fertig genäht, die will ich heute zeigen.

Das erste war ein schwarzer Jersey, auf dem viele Kreise übereinander entstanden sind. Toll sind die Überlagerungen, da wird die Farbe nicht mehr vom Stoff aufgesogen, sondern von der darunter liegenden (getrockneten) Farbschicht reserviert und ist dadurch viel strahlender. Das Hantieren mit vier Sieben und drei Farben hat bestimmt zwei Stunden gedauert, man ist mehr mit Siebe auswaschen als mit Drucken beschäftigt.

Entstanden ist daraus ein Raglan-Shirt nach dem Schnitt Bethioua von Elle Puls. (Weil der grüne Stoff nicht lang genug war, habe ich die hintere Rückenpasse zu normalen Raglanärmeln umgeändert.)

Dem Schnittmusterbogen-Sieb von Kristina konnte ich nicht widerstehen, das gab einen schnellen Doppeldruck in rot-grün. Tut in den Augen weh, aber so ist das ja manchmal, wenn man sich auf einem Schnittmusterbogen zurecht finden soll.

Gedruckt auf einem leichten Baumwolljersey, entstand so ein oversize-Shirt. Nach einem Schnitt aus einer Meine Nähmode/Simplicity von 2014, den ich nicht empfehlen kann. In der ersten Version ertrank ich schier vor lauter oversize. Erst als ich hinten, unten, links und rechts großzügig abschnitt, entstand ein tragbares Shirt.

Was ist noch entstanden? Hier ein Stoff, der noch ein Sommerkleid werden will:

Material für Taschen:

Und noch ein paar Stoffe, die ihr Potential erst noch entwickeln müssen:

Ich muss schon sagen, dass wilde Mixen von Formen und Farben ist mir ganz schön schwer gefallen. Was da links und rechts von mir an farbgewaltigen Kompositionen entstanden ist, hat mich beeindruckt. Auf Kristinas Seite könnt ihr Bilder von vergangenen Workshops finden, da bekommt man einen schönen Eindruck.

Gedruckt haben wir mit handelsüblicher Siebdruckfarbe für Stoff. Insbesondere wenn damit auch der Hintergrund farblich gestaltet wird, wird der Stoff recht steif, wie zum Beispiel das Stück mit der Venus von Milo.  Das ist für Bekleidung nicht geeignet, für Taschen dafür umso mehr, weil der Stoff dann schon eine schöne Standfestigkeit hat. Teilweise habe ich aber auch die Stoffe vom letzten Workshop verwendet, zum Beispiel der Stoff mit dem „omnia tempus habent“-Aufdruck, oder der Stoff mit den blau-gelben Blüten unten links. Damals haben wir ja mit Procion gefärbt und gedruckt und damit bleiben die Stoff schön weich, weil sich die Farbe mit der Faser verbindet.

Liebe Kristina, Sabine und alle Mitstreiterinnen, es war mir eine Freude, euch kennen zu lernen und mit euch zusammen kreativ zu sein!

Verlinkt bei creadienstag.

Stoffspielereien: Stitched Shibori

Gabi ruft diesen Monat zum japanisch inspirierten Textilen Gestalten auf. Sie gab mir damit den dringend benötigten Anstoß, mich in das großartige Buch „Stitched Shibori“ von Jane Callender zu vertiefen.

Das Buch ist ein Füllhorn an Wissen und Anregungen, es zeigt in vielen, vielen Skizzen und Bildern und Beschreibungen, wie man Stitched Shibori-Muster erzeugt.  Eine deutsche Übersetzung gibt es nicht, und man braucht schon ein bisschen, bis man sich mit den englischen Fachbegriffen vertraut gemacht hat, die Illustrationen helfen dabei.

Bevor ich mich an etwas Größeres machte, wollte ich erst mal ein paar der Techniken und Muster ausprobieren.

1. Ori-nui Shibori (Stiche durch einfache Falten) mit Kreisen:

2. Hira-nui Shibori (einfache Stiche in einfacher Stofflage) im Kreis: oben mit gleichmäßigen Stichen, so dass sich beim Zusammenziehen gleichmäßige Falten ergeben, unten ungleichmäßig.  Wie man schon sehen kann, ist eine wesentliche Arbeit beim Stitched Shibori das sorgfältige Anzeichnen des Musters. Um bei dem Kreis mit dem Zirkel arbeiten zu können, habe ich selbstklebendes, auswaschbares Vlies benutzt, die Stickerinnen unter euch werden es kennen. Das hat prima geklappt, sehr zu empfehlen. Beim Nassmachen löst es sich ganz einfach wieder ab.

3. Ein einfaches Mandala mit verschiedenen elliptischen Formen: 1.  die Ränder der Ellipse jeweils gefaltet und durch alle vier Lagen Stoff genäht (awase ori-nui Shibori), 2. hira-nui, wobei der Stoff von unten mit einem Stück Plastik abgedeckt wird, so dass die Farbe dort weniger stark eindringt. Und 3. übernäht (guntai Shibori).

Leider habe ich mich beim Sticheln vertan und zwei Muster verwechselt. Grmpf. Am deutlichsten kommt das ori-nui raus, das hira-nui mit Abdeckung ist mir zu verwaschen, hat auch nicht viel Farbe abgehalten. Guntai ist auch weniger deutlich, gefällt mir aber gut.

4. Maschinen-genähte Stiche durch mehrere Lagen Stoff und teilweise mit Plastik abgedeckt, nach seinem Erfinder Motohiko Katano katano shibori genannt. Als Muster schnitt ich mir eine einfache Baum-Schablone zurecht und nähte diese auf einen vorgefärbten mitteldicken Baumwollstoff.

Wenn das Ergebnis gut gewesen wäre, hätte ich es für Michaelas Muster-Mittwoch genommen.  Aber die Bäume sehen doch mehr wie Champignons aus, und die Anordnung, naja. Aber die Plastik-Abdeckung hat erstaunlich gut funktioniert, daher war das Experiment doch geglückt.

Das war es eigentlich, was ich mir für die Stoffspielereien vorgenommen hatte, aber dann hatte ich so viel Spaß damit, dass ich mit zwei größeren Projekten weiter machte. Zwei Stoffstücke aus dünner Baumwolle, jeweils 160 cm x 75 cm groß, die mal Rundschals werden sollen. Für das erste entwarf ich ein Muster aus ori-nui und hira-nui shibori.

Für das zweite Stoffstück legte und bügelte ich den Stoff in große Zick-Zack-Falten. Da so ein Stoff immer leicht verzogen ist, war das gar nicht so einfach. Die Falten nähte ich mit der Machine ab, wobei ich teilweise den Stoff mit Plastik reservierte. Die Plastik geht dabei um den Rand.

Hier sieht man den Stoff nach der Färbung, jeweils noch reserviert, und dann nach Entfernen der Nähte und Plastik, vorne und hinten. Die Rerservierung ist hier nicht so stark, aber noch deutlich. Ich denke, die Farbe kam durch die Falten am Rand. Die Beispiele im Buch zu dieser Technik sind ebenfalls eher zart.


Und hier aufgefaltet. Insgesamt ist das Muster doch deutlicher, als ich es beim Färben befürchtet hatte. Mir gefallen beide Schals ausgesprochen gut.

Von nahem erkennt man deutlich die Falten und die Stiche.

Noch ein paar Worte zur Färbung. Leider habe ich nicht den Platz, mit Indigo zu experimentieren. Ich habe Procion-Farben verwendet. Das Buch hat auch ein ausführliches Kapitel zum Färben, mit natürlichem und synthetischem Indigo und mit anderen Naturfarben. Auch das Färben mit Procion beschreibt Jane und hat dafür eine klare und nachvollziehbare Anleitung. Wasser wird in Liter und Feststoffe in Gramm gemessen. Keine Eimer oder Tassen-Angaben! Die klarste Anleitung, die ich bislang gelesen habe. Ich habe vier verschiedene Procion-Rezepte hier liegen, und die sind alle sehr unterschiedlich, was die Menge an Farbe, Salz und Soda, die man pro Stoff braucht, betrifft. Letztes Jahr hatte ich ja schon mal mit Procion-Färben gezielt experimentiert, aber die Fragezeichen über meinem Kopf sind immer noch zahlreich. Im Juni bin ich bei einem Procionfärbe-Kurs, darauf freue ich mich!

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

Der nächste Termin:
24.6.2018: Rokoko  (Nahtzugabe)

Nach der Sommerpause geht es im September mit den Stoffspielereien weiter.

Stoffspielereien: Gesichter

Ich muss gestehen, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, bei allen Stoffspielereien dieses Jahr mitzumachen, hätte ich geschwänzt. Mir wollte einfach nichts Rechtes einfallen beim Thema „Gesichter“, dass Susanne von nahtlust.de für heute vorgegeben hat. Schließlich habe ich das Thema zum Anlass genommen und Transferprint auf Stoff zu testen.

Der erste Versuch funktionierte prima. Schwarz-weißer Laserdruck auf normalen Kopierpapier, mit Foto Transfer Potch auf einen gefärbten Baumwollstoff transferiert. Wichtig ist, sowohl Foto als auch Stoff gut einzukleistern, aber nicht über den Rand hinaus, weil der Kleber auf dem Stoff zu sehen ist. Das Ergebnis wird ein Tischset für meinen Sohn, für das Pausenbrot in der Schule. Weil der Print nicht waschbeständig ist, ist der Stoff noch mit Odicoat beschichtet, dadurch ist er abwischbar (aber auch relativ steif).

Mein eigentlicher Versuch für die Stoffspielereien hat aber leider nicht besonders gut funktioniert. Die Idee war, ein aktuelles Bild und ein Bild von vor 10 Jahren von mir durch Weben zu überlappen.

Für den Versuch nahm ich einen dünnen Wolle-Viskose-Filz, um das Ausfransen zu verhindern. Das wäre vermutlich nicht nötig. Der Transferkleber verklebt und versteift den Stoff ausreichend. Dafür hat der Filz den Nachteil, dass das Papier schlecht zu entfernen ist. Merke, für Fototransfer einen möglichst glatten Stoff.

Mir gefällt das Ergebnis auch deswegen nicht, weil man die Fotos im Ergebnis kaum unterscheiden kann. Besser wäre es, Bilder bzw. Stoffe mit unterschiedlichen Farben zu nehmen.

Momentan habe ich keine rechte Verwendung für meine Idee, daher habe ich keinen zweiten Versuch gestartet.

Was den anderen Teilnehmerinnen zum Thema „Gesichter“ eingefallen ist, findet ihr hier. Vielen Dank, liebe Susanne, du hast mich sehr herausgefordert!

Die nächsten Termine und Themen der monatlichen Stoffspielerei (immer am letzten Sonntag im Monat) lauten:
März 2018: „Falten“ bei Schnitt für Schnitt
April 2018: „Schlipse“ bei Kaze
Mai 2018: „Japan“ bei madewithbluemchen
Juni 2018:  (Thema noch offen) bei Nahtzugabe

In vier Wochen bin also ich die Gastgeberin. Ich hoffe, ihr hat euch aus dem  Biesenthema im Januar noch viele Ideen aufgehoben und bin schon gespannt auf eure großen und kleinen, schrägen und geraden, wild übereinander oder brav nebeneinander liegenden Falten. Teilnehmen kann jede, die Lust hat, ich freue mich!