Zunächst war ich ja etwas ratlos: ist mit dem Thema etwas Spezielles gemeint, das ich nicht verstehe? Aber mit der Zeit wurde das Thema durch die offene Formulierung immer faszinierender. Auf der Annäherung Süd durfte ich Ute persönlich kennen lernen, da waren meine Ideensamen schon gelegt, aber sie hatte noch viel mehr Ideen auf Lager.
Zwei Inspirationsquellen zum Thema sind mir in den letzten Wochen begegnet. Die erste Inspirationsquelle ist das Buch „Textildesign Sticken“ der kanadischen Textilkünstlerin Françoise Tellier-Loumagne. Ein Großteil des Buches ist eine Ideensammlung, wie Formen und Farben aus der Natur durch freies Sticken auf textilen Medien interpretiert werden können. Einfach nur toll! Auf der Homepage der Künstlerin sind ein paar Seiten des Buches zu sehen.
Für einige Projekte nutzt Tellier-Loumagne, was im Buch als Vlies bezeichnet wird: mit Tapetenkleister verklebte Wollfäden. Das war leichter nachzumachen als gedacht: einfach ein Stück Plastikfolie verspannen, darauf Kleister verteilen, darauf die Fäden aufbringen, mit Pinsel noch mehr bekleistern, eine weitere Plastikfolie darüber legen und damit alles schön festdrücken, die obere Folie wieder abziehen und weitere Lagen an Fäden und Kleister verteilen, festdrücken usw. bis man zufrieden ist. Dann trocknen lassen.
Das fertige Gebilde ist relativ steif, aber beweglich. Im Buch werden die Vliese auf Stoff gelegt und durch Nähen und Sticken fixiert. Oder damit ein Bucheinband und ein Pflanzenübertopf hergestellt (dafür würde ich eher Buchbinderleim verwenden, damit es dauerhaft haltbar ist).
Drei Vliese habe ich nach der Methode angefertigt und weiterverarbeitet:
Eine kleine Herbstwiese: Vlies aus braunen und grünen Wollfäden auf einem braun bemalten Nesselstoff (mit verdünnten Siebdruckfarben, Textilmalfarben hatte ich nicht zur Hand), mit ein paar gelben Blumen aus gelben Wollfäden.
Türkis-weißer Baumwollgarn mit farbigen Einsprengseln, mit parallelen Nähten auf rot bemalten Baumwollstoff fixiert.
Blaues und weißes Baumwollgarn auf roten Stoff (aus Leinen aus der Restekissen), darauf eine Blume genäht und das Vlies entsprechend zugeschnitten.
Die zweite Quelle der Inspiration war die Nürnberger Künstlerin Linda Männel, die schwarz-weiße Tuschebilder auf Leinwand mit farbigen Garn bespannt. Ich finde die Landschaftsbilder grandios, von weitem sehen die Bilder wie impressionistische Malerei aus.
Ich konnte auch meine Freundin Regina für das Thema begeistern und so haben wir unsere wöchentlichen Treffen genutzt, um ein paar Sachen auszuprobieren. Regina griff das Thema Fäden auf Leinwand auf und setzte es grafisch um:
Ich probierte mich an Fadengrafiken, musste aber bald einsehen, dass Stoff alleine als Basis dafür zu labberig ist. Letztlich ist mir die Umsetzung erst gelungen, als ich Fotokarton als Verstärkung verwendete. Der Stoff bekam einen Farbverlauf von rot nach blau, der Stern ist nach einer Vorlage von hier.
Vielen Dank, Ute, für das schöne Thema! Hier werden alle Beiträge gesammelt.
Ich freue mich sehr, dass es mit den Stoffspielereien weitergeht. Hier die nächsten Termine: