Stoffspielereien: Shibori

Heute ist wieder Stoffspielereien-Tag, diesmal zum Thema Shibori. Heute ist feuerwerk by KaZe die Gastgeberin. Ich bin zwar für Ende April zu einem Kurs zum Thema angemeldet, aber das gab mir den wunderbaren Anlass, diese Stofffärbekunst schon mal zu Hause auszuprobieren.

Als Hilfe hatte ich mir zwei Bücher besorgt. Zum Einen das 2016 erschienene Buch „Shibori“ von Christiane Hübner. Das Buch zeigt übersichtlich eine Vielzahl verschiedener Techniken, dazu Bilder der Ergebnisse einmal mit Indigo gefärbt, einmal in einer anderen Farbe, mit Mustervarianten und zu Projekten wie Geschirrtücher verarbeitet. Die Arbeitsanleitungen sind mit vielen Bildern beschrieben. Ich halte das Buch für einen wunderbare Hilfe für Anfängerinnen. Allerdings sind die Arbeitsbilder sehr kontrastarm, weißer Stoff auf weißem Hintergrund. Da starrt man manchmal minutenlang auf das Bild, um zu erkennen, was da gezeigt wird.

Das andere Buch, von dem ich berichten kann, ist „Shibori im Textildesign“ von Janice Gunner. Das Buch ist eine große Schatzkiste, zeigt viele Beispiele traditioneller und moderner Shiborikunst. Dazu gibt es viel Spannendes zu erfahren, wie diese Technik des Stoffabbindens mit anschließendem Färben nicht nur aus Japan, sondern unter anderem Namen auch in Afrika, Indien und anderen asiatischen Ländern entwickelt wurde. Dazu gibt es Beschreibungen, wie die einzelnen Muster erzeugt werden können, durchaus ausführlich, aber teilweise ohne Bild oder Skizze. Ich würde sagen, ein bisschen Erfahrung schadet dabei nicht. Dafür bekommt man viele Anregungen für einen künstlerischen Zugang, über das Handwerkliche hinaus.

Genug der Vorrede, jetzt kommen Ergebnisse.

Beim sutoraipu shibori wird der Stoff in Streifen gelegt, aufgewickelt und verschnürt. Das gibt Streifen, etwas langweilig, aber schnell gemacht:

Beim kikko shibori wird der Stoff ebenfalls in Streifen gelegt, dann aber zickzackförmig gefaltet und vorne und hinten mit einem dreieckigen Holzplättchen abgedeckt und verschnürt.

Mit dem Ergebnis war ich nicht so zufrieden, das Dreiecksmuster sieht man nur teilweise, und es fällt sehr unterschiedlich aus.

Bei einem zweiten Versuch ein paar Tage später habe ich das Päckchen nicht nur verschnürt, sondern mit einer Schraubzwinge richtig zusammengepresst, was allerdings zur Folge hatte, dass die inneren Stoffschichten noch weniger Farbe bekommen haben.

Ich denke, für diese Technik ist es hilfreicher, dünnen Stoff zu nehmen, meiner war vermutlich zu dick.

 

Meine Freundin Regina, mit der ich wieder zusammen gewerkelt habe, probierte eine Variante dieses Musters, das sekka shibori, bei dem der Stoff nicht vollständig, sondern nur an einer Seite des Dreiecks in Farbe getaucht wird (unten links zu sehen). Das gibt ein schönes Sternenmuster. (Sie hatte einen dünneren Stoff.)

Die Technik habe ich auch noch mit Papier ausprobiert, das macht auch Spaß!

Regina probierte außerdem ne-maki shibori, bei dem Murmeln oder ähnliches in den Stoff gelegt und dann abgebunden werden. Beim ähnlichen koboshi shibori wird der Stoff um die Murmel zusätzlich mit einer Plastikfolie geschützt. Dadurch erhält man einmal Kreisringe, einmal volle Kreise.

Nicht besonders erfolgreich war unser erster Versuch mit mokume shibori, bei dem einfache Vorstiche auf den Stoff genäht werden, und anschließend der Stoff stark gerafft wird. Wir hatten anscheinend nicht stark genug gerafft, das Muster war kaum zu sehen, alles gefärbt. Mein Stoff, ein lange gelagerter Hemdenstoff, entfärbte sich beim anschließenden Fixieren außerdem deutlich, anscheinend bestand er doch nicht nur aus Baumwolle.

Die Techniken mit Nähreservierung wollte ich ein paar Tage später noch weiter ausprobieren. Beim einen Stoffstück kombinierte ich das mokume shibori mit maki-nui shibori, bei dem der Stoff gefaltet wird, und die Falten mit einem Überwendlingsstich versehen. Ich habe gezogen wie ein Weltmeister, und diesmal waren die Muster schön sichtbar.

 Und noch eine Technik habe ich ausprobiert, das ori-nui shibori. Dabei wird der Stoff ebenfalls gefaltet, und die Falten mit Vorstrichen zusammengenäht.

Die Ergebnisse mit den Nähreservierungen gefallen mir insgesamt am Besten. Ein Stoffstück hat inzwischen auch schon Verwendung gefunden, und ist ein Stoffkörbchen geworden, das als Geschenk bald auf die Reise geschickt wird.

Noch ein paar Worte zu Farbe und Stoff. Indigo färben will ich zu Hause nicht, zu viel Chemie. Wir haben einfach Batik-Farbe von Marabu verwendet. Beim anschließenden Fixierbad ist aber viel Farbe ausgeblutet, so dass das Weiß leider zu Hellblau wurde. Nächstes Mal werde ich Procion-Farben nehmen, damit habe ich beim Siebdruck gute Erfahrungen gemacht.

Mein Standardstoff war der mitteldicke Baumwollstoff von Ikea (Lenda), Regina hatte den dünnen ungebleichten Baumwollstoff von Ikea und (nicht gezeigt) eine etwas dickere Baumwoll-/Leinenmischung, ähnlich meinen Stoff. Diese mitteldicken Stoffe sind zwar gut beim Weiterverarbeiten zu Taschen, Kissen, etc., aber auch schwieriger abzubinden. Nächstes Mal – und das wird es sicher geben – werde ich es mir leichter machen und dünneren Stoff nehmen.

 

14 Gedanken zu „Stoffspielereien: Shibori“

  1. Schöne Varianten habt ihr geschaffen und ich bin von der Nähreservierung auch am begeisterten, zumal man damit sehr gezielt Muster erschaffen kann. Die Stoffkörbchen sind total schön geworden.
    Schön, dass ihr mitgemischt habt.
    vielen Grüße
    PS.: Ich dachte man kann auch anonym bei mir kommentieren

  2. Schöne Ergebnisse! Dürfte ich dich auch fragen, welchen Faden du bei der Nähreservierung verwendet hast?
    So wild finde ich das mit der Chemie bei der Indigofärberei übrigens nicht. Aber eine unfassbare Sauerei, da die Küpe alles anfärbt. Andererseits auch die reinste Zauberei, wenn man der Entwicklung der Farbe an der Luft zusieht.
    LG, Bele

    1. Gütermann Knopflochgarn. Dick genug, dass man die Reservierung sieht und stark genug, um ordentlich dran ziehen zu können.
      Gut zu wissen, dass die Chemie nicht so wild ist. Es würde mich schon reizen, das mal zu probieren. LG Christa

  3. Deine Färbungen gefallen mir gut, auch das zweite, mit dem du nicht so zufrieden bist. Da kann eine passende Verarbeitung wahrscheinlich abhelfen. Für das Einbinden von Objekten habe ich Gummiringe verwendet. Das geht vermutlich schneller und besser als mit Faden.
    LG
    Siebensachen

    1. Würde mich schon reizen. Irgendwie kommt es mir auch bekannt vor, bestimmt haben wir das früher mal im Kunstunterricht gemacht. LG Christa

  4. Das Sternenmuster ist sehr hübsch geworden. Ich bin ganz begeistert, wie jede von uns ähnliche und doch ganz verschiedene Ergebisse erzielt hat. Die etwas weißeren Ergebnisse sind auch gut – auch wenn mir wie Dir die mit etwas mehr Farbe besser gefallen.
    Liebe Grüße
    Ines

  5. Das sind wirklich viele Varianten, Respekt.
    Dein Körbchen ist sehr schön geworden, der grafisch-r0te Gegenpol bei den Henkeln ist genau richtig dosiert.
    Mit Procion habe ich recht gute Erfahrungen gemacht, das blutet beim Spülen kaum in die ungefärbten Regionen aus da da ja mangels Soda nichts mehr reagiert.
    Mein Dreiecksmuster war ja 12 Stunden in der Farbe, da hat das Farbstoff viel mehr Zeit in den Stoff zu ziehen. Das ist ein echter Pluspunkt bei Procion!
    Das Spülen selbst dauert aber ein Weilchen, bei ausreichend viel Stoff würde ich das jetzt früher die Waschmaschine übernehmen lassen.

    Viel Spaß bei der Weiterführung, das Thema greifen wir sicher nochmal auf.

  6. Ich bin ganz hin und weg! Die entstandenen Muster sind wunderschön.
    Und die Körbchen würde ich mir auch auf den Tisch stellen.
    Liebe Grüße Marion

  7. So schön, deine Versuche begleiten zu dürfen, macht grade Lust aufs Selbermachen! Mir hat der Mann vor einiger Zeit ein aus der Bibliothek ausgeschiedenes Exemplar „Modernes Shibori“ mitgebracht, aber bisher blieb es beim Drinblättern… Liebe Grüsse, Stefanie.

  8. Toll, danke für die Vorstellung der beiden Bücher (das gibt doch gleich ein besseres Bild als die immer nur werbenden Verlags-Seiten) und fürs ausführliche Berichten und Zeigen der vielen verschiedenen Techniken! Das Abbinden kleiner Teilchen mit und ohne Folie gibt ja einen supertollen Effekt! Danke auch für Deine Erfahrungen mit den verschiedenen Farben! Ich war dieses Mal leider nicht dabei, aber falls es im Sommer – wie hier und da angedeutet – eine Wiederholung der Shibori-Stoffspielerei gibt, weiß ich schon genau, was ich dann ausprobieren möchte und mit welchen Farben. Dein Körbchen sieht fantastisch aus (gefällt mir ohne rote Fische fast noch besser als mit). lg, Gabi

    1. Vielen Dank, Gabi! Ja, mich hat das Shibori-Fieber auch gepackt, macht Spaß zu experimentieren.

  9. Gemeinsam Experimentieren ist doppelt spannend. Sehr schöne Ergebnisse ergaben Eure Experimente, am Körbchen sieht man gleich das Potential für den Einsatz solcher einmaligen Stoffe.
    Da will ich auch gleich wieder blau machen.
    LG Ute

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