MMM: Warten auf den Frühling

Nun ist es endlich genäht worden, das Aldaia Dress. Schnitt und Stoff lagen schon längere Zeit bereit, was bei mir eher ungewöhnlich ist, das mit dem Planen und Vorbereiten artet manchmal aus. Erst war das Kleid als Backup bei der  Annäherung Süd dabei, dann als Verlegenheitslösung beim Weihnachtskleid Sew Along, zum Frühlingsanfang habe ich es jetzt endlich umgesetzt. Und das ist jetzt gut so, weil die Farbe des Kleides perfekt zum Frühling passt.

Der Stoff lag auch schon wieder ein Jahr im Stofflager, ein wunderbar weicher und dicker zweilagiger Jersey, der allerdings nur 112 cm breit war. Da reichten die 2,80 m gerade so. Das und weil ich die Schnittteile möglichst symmetrisch haben wollte, zog sich das Zuschneiden etwas hin. Jeden Musterverlauf habe ich sorgfältig beachtet. Bis auf den in der vorderen Mitte. Toll, ausgerechnet da, wo es am meisten auffällt. 

In der Hoffnung, den Bruch im Musterlauf etwas abzumildern, ist aus den letzten Stoffresten noch ein Gürtel entstanden. Eine vorhandene braune Gürtelschnalle wurde mit Acrylfarbe farblich angepasst. Ob die Farbe hält? Ich glaube nicht. Aber ohne Gürtel gefällt mir das Kleid eh besser, Muster hin oder her.

Beim Schnitt verwendete ich die ABC-Variante: 3/4-lange Ärmel, Wickeloptik im Oberteil und schwingender Rock. Da der Schnitt für Frauen mit 1,65m Körpergröße ausgelegt ist, wurde überall ordentlich verlängert: die Ärmel um 4 cm, das Oberteil um 2 cm und der Rockteil um 10 cm. 

Jetzt fehlen mir die passenden Schuhe… 😉

Verlinkt beim Me-Made-Mittwoch.

In Kürze:
Schnitt: Aldaia Dress von Pauline Alice, Gr. 40, ab Taille 42; Ärmel um 4 cm, Oberteil um 2 cm, Rock um 10 cm verlängert
Stoff: Birch Organic Jersey, gekauft bei Elsbeth und ich

Stoffspielereien: Upcycling

Die ersten Stoffspielereien im Jahr 2019 drehen sich um Upcycling. Ein Thema, mit dem ich mich sonst wenig beschäftige. Ich glaube, das liegt daran, dass ich viel zu gerne neue Stoffe kaufe und dann lieber diese vernähe. Ute von Textile Werke, unsere heutige Gastgeberin, dagegen ist Textilkünstlerin und zaubert aus Abgelegtem und Resten beeindruckende Kunstwerke, Quilts und Taschen.

Bei dem Thema bot es sich aber an, mich mal mit etwas zu beschäftigen, das schon länger auf meiner Verwertungsliste steht. Meine Mutter hat viele, viele Handtücher. Alle unbenutzt. Im Laufe der Jahre kaufte sie immer mal wieder welche, legte sie zusammen mit Duftseife in den Schrank und hatte ihre Freude daran. Benutzt haben wir weiterhin die alten Handtücher, nur ab und zu zog ein neues aus ihrem Schrank in das Badezimmer um. Die Handtücher sind meiner Mutter immer noch lieb und teuer, aber sie braucht sie einfach nicht und sie würde sie gerne an ihre Kinder verschenken, aber keiner will sie haben. Inzwischen sind sie mit ihren Farben und Mustern völlig aus der Zeit gefallen, und mit einer Größe von 48cm x 96cm auch unpraktisch klein.

Irgendwie mag ich die Handtücher auch nicht einfach wegschmeißen oder weggeben. Sie sind von einer sehr guten Qualität und der Retro-Charme hat was, auch wenn er nicht zu unserem modernen Bad passt. Ich bin durch unsere Wohnung gewandert mit der Überlegung, was mal dringend ausgetauscht werden könnte. Und nach dieser langen Vorrede kommt nun endlich das, was ich heute zu den Stoffspielereien beisteuere:

Wärmflaschenhüllen und Topflappen aus (alten neuen) Handtüchern

Die Wärmflaschenhüllen waren schnell gemacht, einfach die alten abgepaust, ausgeschnitten, und mit einem Gummizug am Hals zwecks besserem An- und Ausziehen zusammengenäht.

Bei den Topflappen nutzte ich auf eine Tutorial von Hamburger Liebe. Für jede Seite einen Kreis aus Handtuch, Thermolam und Baumwollstoff als Innenfutter zuschneiden und zusammennähen. Wobei das Zusammennähen nicht so einfach war: der dicke Handtuchstoff trägt ziemlich auf, das gab eine Dicke von 2cm Stoff. Damit ich da mit den Schrägbändern herumkam, nähte ich das Stoffpaket am Außenkreis erstmal mit Zickzack flach, schnitt dann nochmals die überstehende Nahtzugabe ab, dann ging es mit dem Einfassen mit dem Schrägband einigermaßen. Hier ein paar Bilder vom Entstehungsprozess:

Und was mache ich mit den anderen Handtüchern? (So zwei drei Kisten sind voll damit). Meine Frage auf Instagram letzte Woche brachte lustige Reaktionen und Ideen hervor: Nichts!, Abschminkpads, Lätzchen, Stofftiere, Strandkleider, Schnuffeltücher, Handtaschen. Da werde ich bestimmt die eine oder andere Idee mal aufgreifen.

Und was haben andere so gezaubert? Hier findet ihr die gesammelten Beiträge.

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken gesammelt – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

Die nächsten Termine:
24.02.2019: „Farbverläufe“ bei Schnitt für Schnitt
31.03.2019: „Geometrie“ bei Feuerwerk by Kaze

Aus Sack wird Tasche

Im Sommer gab es in einer der örtlichen Kaffeeröstereien alte Kaffeesäcke für einen Euro zu kaufen. Klar, dass ich da nicht einfach so vorbei gehen konnte. Immerhin habe ich auch wirklich nur einen mitgenommen. Dieser fiel mir dann auf der Suche nach Weihnachtsgeschenkideen wieder in die Hände.

Eine Tasche sollte es werden, und, damit der billige Stoff etwas aufgewertet wird, kombiniert mit Leder. Das Leder habe ich mir in einem kleinen Lederparadies besorgt, Leder Truckenbrodt in Fürth, die vor allem Motorradkleidung reparieren, und die ein Lager voll Leder in allen Qualitäten und Farben haben. Ich glaube, ich werde wiederkommen. (Ich träume ja davon, mir eine Lederjacke zu nähen. Ob meine Maschine das schafft? Sie ist zwar gut, aber halt doch nur eine Haushaltsnähmaschine.)

Der Schnitt sollte einfach sein und war schnell gefunden, im November veröffentlichte Frau Machwerk den Schnitt Nepal, der gut zu meinen Vorstellungen passte. Die Außentasche musste weichen, dafür gibt es zwei Innentaschen. 

Ein paar Worte zur Verarbeitung. Beim Zuschneiden des Sackgewebes staubte es etwas, sonst war es einfach. Die Kanten wurden gleich mal mit der Overlock versäubert, so dass nichts weiter franste. Auch das war problemlos. Weil ich etwas mehr Griffigkeit wollte, verstärkte ich den Stoff mit Einlage. Verwendet habe ich G785 alleine aus dem Grund, weil sie beige ist. Das Sackgewebe ist ja recht locker und weiße oder schwarze Einlage wäre rechts sichtbar gewesen. Die G785 ist sehr fein, trotzdem bin ich vom Ergebnis sehr angetan, die Teile haben genau die richtige Haptik, nicht zu steif und nicht zu locker.

Auch das Leder verstärkte ich nach einigem Hin und Herüberlegen mit Einlage, damit der Taschenboden etwas Standfestigkeit bekommt. Die Seiten mit H200, das ging wunderbar, den Boden mit Decovil light. Das muss man mit Feuchtigkeit aufbügeln, und das mochte das Leder nicht besonders, es ist etwas dunkler geworden. Fällt aber auf der Unterseite Gottseidank nicht auf.

Das Leder nähen war ok, mit großer Stichlänge, dickerem Nähgarn und Teflonfuß. Aber bei Unebenheiten, zum Beispiel am Henkel oder an der Einfassung des Reißverschlusses funktioniert der Transport nicht einwandfrei, da ist das Stichbild leider stellenweise ungleichmäßig geworden.

Übrigens, falls sich jemand wundert: die Gurtversteller an allen vier Seiten der Henkel sind so nicht im Schnitt vorgesehen und waren mal wieder so eine Idee von mir. Die Henkel lassen sich aber leicht umändern, falls die Versteller im Gebrauch zu sehr im Weg sind.

Wie gesagt, die Tasche war ein Geschenk. Vor Weihnachten vergaß ich in der Hektik Bilder zu machen. Das konnte ich vergangenes Wochenende nachholen, dann sogar mit reichlich Schnee im Hintergrund und nach einer herrlichen Runde Langlauf mit Alpenblick.

In Kürze:

Schnitt: Nepal von machwerk
Material: Kaffeesack aus der Kaffeerösterei, Leder aus dem örtlichen Ledergeschäft, Innenstoff von Stoff&Stil, kupferfarbene Reißverschluss und Ösen von machwerk, kupferfarbene Leiterschnallen aus dem örtlichen Stoffgeschäft

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Creadienstag
TT – Taschen und Täschchen