Aus Sack wird Tasche

Im Sommer gab es in einer der örtlichen Kaffeeröstereien alte Kaffeesäcke für einen Euro zu kaufen. Klar, dass ich da nicht einfach so vorbei gehen konnte. Immerhin habe ich auch wirklich nur einen mitgenommen. Dieser fiel mir dann auf der Suche nach Weihnachtsgeschenkideen wieder in die Hände.

Eine Tasche sollte es werden, und, damit der billige Stoff etwas aufgewertet wird, kombiniert mit Leder. Das Leder habe ich mir in einem kleinen Lederparadies besorgt, Leder Truckenbrodt in Fürth, die vor allem Motorradkleidung reparieren, und die ein Lager voll Leder in allen Qualitäten und Farben haben. Ich glaube, ich werde wiederkommen. (Ich träume ja davon, mir eine Lederjacke zu nähen. Ob meine Maschine das schafft? Sie ist zwar gut, aber halt doch nur eine Haushaltsnähmaschine.)

Der Schnitt sollte einfach sein und war schnell gefunden, im November veröffentlichte Frau Machwerk den Schnitt Nepal, der gut zu meinen Vorstellungen passte. Die Außentasche musste weichen, dafür gibt es zwei Innentaschen. 

Ein paar Worte zur Verarbeitung. Beim Zuschneiden des Sackgewebes staubte es etwas, sonst war es einfach. Die Kanten wurden gleich mal mit der Overlock versäubert, so dass nichts weiter franste. Auch das war problemlos. Weil ich etwas mehr Griffigkeit wollte, verstärkte ich den Stoff mit Einlage. Verwendet habe ich G785 alleine aus dem Grund, weil sie beige ist. Das Sackgewebe ist ja recht locker und weiße oder schwarze Einlage wäre rechts sichtbar gewesen. Die G785 ist sehr fein, trotzdem bin ich vom Ergebnis sehr angetan, die Teile haben genau die richtige Haptik, nicht zu steif und nicht zu locker.

Auch das Leder verstärkte ich nach einigem Hin und Herüberlegen mit Einlage, damit der Taschenboden etwas Standfestigkeit bekommt. Die Seiten mit H200, das ging wunderbar, den Boden mit Decovil light. Das muss man mit Feuchtigkeit aufbügeln, und das mochte das Leder nicht besonders, es ist etwas dunkler geworden. Fällt aber auf der Unterseite Gottseidank nicht auf.

Das Leder nähen war ok, mit großer Stichlänge, dickerem Nähgarn und Teflonfuß. Aber bei Unebenheiten, zum Beispiel am Henkel oder an der Einfassung des Reißverschlusses funktioniert der Transport nicht einwandfrei, da ist das Stichbild leider stellenweise ungleichmäßig geworden.

Übrigens, falls sich jemand wundert: die Gurtversteller an allen vier Seiten der Henkel sind so nicht im Schnitt vorgesehen und waren mal wieder so eine Idee von mir. Die Henkel lassen sich aber leicht umändern, falls die Versteller im Gebrauch zu sehr im Weg sind.

Wie gesagt, die Tasche war ein Geschenk. Vor Weihnachten vergaß ich in der Hektik Bilder zu machen. Das konnte ich vergangenes Wochenende nachholen, dann sogar mit reichlich Schnee im Hintergrund und nach einer herrlichen Runde Langlauf mit Alpenblick.

In Kürze:

Schnitt: Nepal von machwerk
Material: Kaffeesack aus der Kaffeerösterei, Leder aus dem örtlichen Ledergeschäft, Innenstoff von Stoff&Stil, kupferfarbene Reißverschluss und Ösen von machwerk, kupferfarbene Leiterschnallen aus dem örtlichen Stoffgeschäft

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Creadienstag
TT – Taschen und Täschchen

21 Gedanken zu „Aus Sack wird Tasche“

  1. Tolles Design-Beispiel für die Nepal-Tasche! Ich habe den Schnitt nämlich auch noch hier liegen und will eine Tasche fürs Tochterkind draus nähen. Du hast sie mir wieder in Erinnerung gerufen. Die Kombination von Sackleinen mit dem Leder ist wunderbar und ein feines Unikat. Ich bin sehr begeistert. Wo es hier in meiner Umgebung Kaffeesäcke gibt, muss ich gleich mal herausfinden. Danke für die Inspiration!
    Liebe Grüße von Ina

    1. Freut mich, wenn sie dir gefällt und dich inspiriert! Der Schnitt lädt ja ein, ungewöhnliche Stoffe zu nehmen, finde ich. LG Christiane

  2. Ich muss hier unbedingt mal nach einem Kaffeesack stöbern – wir hätten hier ja auch eine Kaffeerösterei… Eine sehr schöne Nepal ist es geworden, die Kombi mit Leder wertet auf und macht auch farblich was her. Und mit diesem Roséton – sehr fein!
    Liebe Grüße
    Ines

  3. Das ist eine ganz tolle Tasche! Das bestärkt mich, das auch zu versuchen. Meine Bedenken, dass das Material beim Zuschneiden sehr staubt und fusselt, hast du ja gerade weitestgehend zerstreut. Ich überlege nur noch, wie es sich beim Tragen verhält, wenn das Sacktuch an der Kleidung „scheuert“. Vielleicht magst du ja einmal berichten …? Auf jeden Fall werde ich beim nächsten Kaffeekauf mal fragen …
    LG
    Siebensachen

    1. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Kombiniert sich wahrscheinlich eh besser zur Jeans als zum Seidenkleid.Ich werde mal meine Schwester, der die Tasche jetzt gehört, mal bei Gelegenheit fragen. LG Christiane

  4. Supergut aussehend und wegen der Optik bzw. der Symmetrie hätte ich ebenfalls zu vier Gurtverstellern geraten. Aber mich frägt ja keiner ?.
    LG

  5. Mich hast Du auch gepackt! In der nächsten Rösterei werde ich auch nach Kaffeesäcken fragen. Toller Materialmix, gefällt mir ausgesprochen gut! Danke für die Inspiration und die Verarbeitungshinweise zu Leder, das Material reizt mich auch sehr. LG Manuela

    1. Wie lustig 🙂 Fein, dass ich hier so viele inspiriere, ich bin mal auf eure Kaffeesack-Taschen gespannt. Danke für das Lob, ich freue mich auch, dass die Materialkombination so gut passt. LG

  6. Wow, die gefällt mir sehr sehr gut, vor allem die kupferfarbenen Ösen haben es mir komplett angetan. Du hast Recht: Sicher eher etwas zu sportlichen Sachen als zum Seidenkleid, aber jedenfalls sehr stylish und gelungen. lg, Gabi

  7. Das schaut klasse aus! Säcke liegen hier auch noch herum und nun habe ich ein gutes Beispiel was daraus werden könnte. Mal sehen….!
    LG zu Dir und komm‘ gut durch die Woche
    Manu

  8. Eine sehr schöne Interpretation der Tasche und ich mag den Materialmix sehr und vielen Dank für den Ledertipp in Fürth, ich liebe allein den Geruch von Leder. Auch diese Henkellösung finde ich prima. Toll das du auch erklärt hast wie du verstärkt hast, ich bin da immer recht planlos! LG Ingrid

    1. Ich habe bei der Suche im Internet nicht allzuviel zum Thema Verarbeiten und Verstärken von Sackgewebe und Leder gefunden, deshalb hoffe ich, ich kann mit dem Beitrag etwas zum allgemeinen Wissenspool beitragen. Liebe Grüße Christiane

  9. Das ist ja eine tolle Tasche geworden. Die Kombination des Kaffeesackes mit dem Leder sieht wirklich klasse aus. Da hat sich Deine Schwester aber wohl sehr gefreut.
    Ganz liebe Grüße
    Monika

  10. Herzlichen Dank für die schöne individuelle Tasche. Dankeschön!
    Hmm – das Leder riecht so gut!
    Ich hatte die Tasche schon im Praxis Einsatz und kann sagen: super Platz für Mütze, Handschuhe, SChal, Sonnenbrille, Geldbeutel, Händi, ipad, Kinder-Mitbringsel, Geburtstagsgeschenk, Zeitschrift….
    Da habe ich sehr viele schöne Komplimente bekommen, die ich nun an Dich weitergebe.
    „Tolle Tasche, passt soviel rein“, „Ist das wirklich echtes Leder?“ „Wo gibt´s die zu kaufen?“ „Witzige Beschriftung“ „Tolles Innenleben – ist das Missoni?“ „War der gute Kaffee aus Peru mit dabei?“
    Ich muss zugeben, ich habe bei der Bescherung am 26.12. den Special Joke nicht kapiert. (Ich dachte nur „Jute und Eli – wie soll dass zusammengehen – größere Gegensätze gibt es doch kaum“) – Doch jetzt habe ich erst die Beschriftung Yakumama gelesen – die große Mutter- noch dazu fair Trade in Leder.
    Wow!

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