Vom Laufsteg in den Kleiderschrank (I): Versuche

Letzte Woche habe ich die Zeit mit Recherche verbracht, um herauszufinden, wie die Stoffeffekte bei Issey Miyake entstehen. Auf der Homepage zur Spring Summer Collection 2017 (2016.10.01) bin ich fündig geworden:

„Introducing “Cut & Stick,” a new material which enables various materials to be cut freely in any shape and stuck together using heat. Sticking together two different materials – a soft, fluid jersey fabric and a stiff fabric – creates a rigid yet flexible texture. A structured form is born from sticking pieces together that have been cut into geometric shapes. Through the application of a bonding technique developed for active wear and thinking beyond the horizon, the possibilities for new materials are endless.“

Es gibt auch noch ein schönes Bild aus der Nähe, hier gepinnt.

Also, die geometrischen Muster sind auf einem fließenden Jersey aufgeklebt. Als T-Shirt-Stoff nehme ich Viskose-Jersey. Für die Muster brauche ich ein nicht fransendes Material, das glatt und steif, aber nicht zu dick ist und sich aufkleben lässt. Folgende Möglichkeiten sind mir eingefallen:

  1. Flexfolie zum Aufbügeln, wie bei Plottern verwendet. Ein paar Proben habe ich mir schicken lassen.
  2. Veganes Leder (vor allem als SnapPap bekannt) mit Vliesofix. Lässt sich angeblich färben, kleben und waschen. Franst nicht, aber auch relativ dick. Auch vorhanden
  3. Diverse beschichtete Stoffe mit Vliesofix. Fransen nicht und gibt es in vielen Variationen. Ich habe zwei Stoffe da, und mir bei Extremtextil Stoffproben bestellt.

Falls jemand Tipps oder sonstige Ideen hat, immer her damit!

Ich habe alles mal auf einem Stoffrest ausprobiert:

  1. Flexfolie: Relativ dünn, wie vermutet. Keine Unterschiede zwischen normaler (neongrüner) und (blauer) Spezialfolie (für Nylon, Leder, etc.) erkennbar. Man kann damit vor allem den visuellen Effekt erzeugen, nicht so sehr den haptischen, der Fall des Stoffes wird kaum beeinflusst. Allerdings ist sie einfach in der Verarbeitung und es gibt sie in unzähligen Farben.
  2. Das mit dem Färben von dem veganen Leder hat schon mal nicht so gut geklappt, lag aber sicher an mir, zu wenig gerührt. Zuschnitt und Aufkleben mit Vliesofix hat gut geklappt, allerdings ist das Material zu steif.
  3. Bei dem weinroten Stoff hat die Beschichtung die heiße Temperatur beim Aufkleben nicht vertragen, der silbriggraue lässt sich gut verarbeiten. Der letzte ist momentan mein Favorit, von der Haptik und der Farbe. Die Stoffproben von Extremtextil sind sehr unterschiedlich in der Dicke und Beschichtung, vielleicht probiere ich da noch ein oder zwei. Haben aber den Nachteil, dass es nur wenige, unbunte Farben gibt.

Weiterer Plan: noch ein bisschen herum experimentieren, den Stoffrest oft in die Waschmaschine stecken, um zu sehen, ob die Verklebung hält. Einfachen weiten T-Shirt Schnitt suchen, Jersey aussuchen, fertig machen.

Bei dem schwarzen T-Shirt, das ich letztes Mal gezeigt habe, wird eine Technologie names 3D Steam Stretch“ verwendet. Auf YouTube kann man sich dazu ein hübsches, aber auch sehr entmutigendes kleines Video anschauen. Ich habe mir trotzdem mal zwei Bücher ausgeliehen, in denen das Smoken erklärt wird, vielleicht lässt sich ja damit etwas Ähnliches erzielen. Das wird aber nicht bis zum nächsten Termin fertig.

Alle Zwischenergebnisse des Sew Alongs werden bei Yvonet hier gesammelt.

Werkbund-Werkstatt: Gestaltung und Abschluss-Ausstellung

http://werkbund-werkstatt.de/news/aktuelles/

Das Werkstattsemester ist zu Ende. Zu Ende. Melancholie macht sich breit. Wie werde ich es vermissen, Montag und Dienstag morgens in die U-Bahn zu steigen, zum Künstlerhaus zu fahren, hinter einer der vielen Türen dieses labyrinthischen Gebäudes zu verschwinden und in einer Werkstatt dem künstlerischen Schaffen nachzugehen.

Mich mit den einfachen, aber vielleicht gerade deshalb schwierigen Aufgaben auseinander zu setzen, Ideen in Entwürfe bringen und das jeweilige Material kennen zu lernen.

Aber vor allem werde ich den Austausch untereinander vermissen. Den anderen Teilnehmern über die Schultern schauen und ihre Werke entstehen sehen, über Entwürfe reden und sich Inspiration holen. Die eigenen Arbeiten zeigen und erklären. Die Hinweise und Anregungen der Dozenten nutzen, um vom Banalen zum Besonderen zu kommen. Sich gemeinsam über Gelungenes freuen und den Frust über Ideenleere teilen.

Genug Besinnliches. Ich berichte heute noch vom Gestaltungsunterricht, der sich immer wieder zwischen den Werkstätten in den Unterrichtsplan schob. Das Material dort war der weiße Zeichenblock, ergänzt um Papier, Stift und Schere, Pinsel und Farbe. Zu Anfang wurde uns dort ein bisschen Formen- und Farbenlehre beigebracht und auch hier sollten wir mit einfachen Aufgaben ein Gefühl für das Thema entwickeln. Das war mitunter ziemlich zäh, daher hier nur ein paar Beispiele ohne Kommentar.

 

 

 

 

Bei der Hauptaufgabe waren wir dann völlig frei und entsprechend vielfältig sind die Ergebnisse. Ich zeige wie immer nur mein eigenes Werk, die Werke der Anderen sind aber komplett anders. Ich habe das Thema Musterung und Reihung weiterverfolgt. Mein Grundmotiv ist ein Quadrat mit einer asymmetrischen Mitte. Wie sich durch Änderung der Reihung und Einfärbung jeweils andere Muster und Wirkung entstehen fasziniert mich.

Erst drei“farbig“ – weiß, grau, schwarz, dann mit fünf Tonwerten, um die 3D-Effekte zu vertiefen. Dazwischen auch mit Farbe, anderem Rapport usw. Viel habe ich daheim am Computer ausprobiert, ich denke, man sieht es. Das Ergebnis ist als Collage aus Tonpapier umgesetzt.

Wer die Werke aller Teilnehmer sehen möchte und einen Überblick über unser Schaffen in den letzten Monaten, ist sehr herzlich zu unserer Ausstellung eingeladen, die vom 1.2. bis 14.2.2017 jeweils Mittwoch bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet ist. Ort ist der I. Stock des Glaspalastes im Künstlerhaus in Nürnberg.

Zu Ende.

 

P.S. Wer noch auf einen zweiten Bericht aus der Holz-Werkstatt wartet, den muss ich enttäuschen. Das Kind war krank, und deshalb konnte ich die letzten beiden Tage nicht mitmachen. Die Entscheidung wurde mir abgenommen, das Werk bleibt, wie es ist.

MMM: Kantenrock und Kuschelpullover

Es ist wieder Me-Made-Mittwoch!

Ich habe noch zwei warme Teile genäht, ein Pullover aus „Alpenfleece“, und ein Rock aus Wollwalk, beide Stoffe vom Stoffmarkt.

Der Schnitt für den Pullover ist aus Burda 09/2012, Nr. 106. Mit runden Halsausschnitt vorne und hinten und langen Ärmeln. Damit geht etwas die Eleganz des Originalentwurfs verloren, aber ich brauche einen Pullover für den Alltag und der erfordert lange Ärmel als Kälteschutz. Der Kragen sollte mit Volumenvlies gepolstert werden. Hab ich vergessen, sieht bestimmt besser aus.

Der Stoff für den Rock ist so dick, dass ich Angst hatte mit normalen Nähten dicke Wülste zu erzeugen. Ich habe deshalb die Stoffteile zum Steppen übereinander gelegt, dadurch bleibt eine Kante sichtbar. Fällt am fertigen Rock gar nicht so auf, ich kann mir aber vorstellen, dass die Kanten mit der Zeit abstehen werden. Weil es so gut zum Thema passt, verlinke den Beitrag auch mit den Stoffspielereien im Januar zum Thema „Ecken und Kanten“.

Die Taschen sind einseitig angeschnitten und verstecken sich wunderbar hinter den vorderen Kanten. Der Reißverschluss ist hinter einer der hinteren Kanten versteckt, der beult allerdings etwas. Auf dem Bild vom Innenleben sieht man übrigens die Stoffseite, die vermutlich die rechte sein soll. Mir gefällt die andere Seite besser, weil ungewöhnlicher und bunter.

Das Schnittmuster ist übrigens ebenfalls Burda, 07/2016, Nr. 116. Ohne hintere Abnäher (akute Wulstangst!) und Bund – der täte der Passform allerdings sicher gut -, dafür mit Futter.

Jetzt reicht es mir mit Winterklamotten.