Heute gibt es auf dem MeMadeMittwoch-Blog den ersten Zwischenstand aller WKSA-Mitnäherinnen. Ich erzähle heute von all den Vorbereitungsarbeiten, die ich bislang erledigt habe, bevor überhaupt die erste Naht mit der Maschine genäht wurde.
Erst mal zum Schnittmuster, Grasser Nr. 633: das ist ja mal für einen richtigen Wintermantel gedacht: für flauschigen Webpelz mit Einlage, wärmender Innenschicht und Futter. 18 Schnittteile für Oberstoff, Einlage und Futter wollen auch erstmal ausgeschnitten sein. (Und wenn man, wie ich, 1 cm Nahtzugabe bei einem Mantel etwas spärlich findet, zeichnet man die vorher noch neu an.)
Welche Einlage die passende ist, hat bei mir für viel Grübeleien gesorgt. Da Webpelz nicht gebügelt werden kann, sieht die Nähanleitung nicht-klebende Einlage vor, die aufgenäht werden muss, und für alle möglichen Nähte, die verstärkt werden müssen, Webband, das ebenfalls aufgenäht werden muss. Außerdem wird der Futterstoff noch mit einer wärmenden Innenschicht gedoppelt. In der Anleitung gehen für diese diversen Innenschichten die Begriffe interlacing, interfacing und interlining munter durcheinander, das ist reichlich verwirrend. Aber es gibt viele Fotos, die viel zum Verständnis helfen.
Ich kann diese aufwändige Verarbeitung voll verstehen. Aber ganz so anspruchsvoll wollte ich es dann doch nicht haben. Soll kein Mantel fürs Leben werden. Und andererseits: die Webpelz-Schnitte, die ich in den Burda-Zeitschriften gefunden habe, sehen im Gegensatz dazu einfach überhaupt keine Einlage vor.
Bei einem Besuch in Berlin vor ein paar Wochen war ich bei Hüco, und hatte dabei mit Manuela nette und kompetente Begleitung (vielen Dank und herzliche Grüße!). Als wärmende Innenschicht habe ich auf ihren Rat hin Wollwatteline mitgenommen (kannte ich noch nicht) und Viskosefutter.
So, jetzt mal ein paar Worte zum Stoff. So ein handelsüblicher flauschiger „fake fur“ mit langen Haaren und gestrickter Rückseite ist er ja nicht. Kein Angorakaninchen, eher Typ Feldhase mit kurzen Haaren und eindeutiger Strichrichtung. Wahrscheinlich ist Wollflausch die richtigere Bezeichnung. Der Stoff ließ sich problemlos mit der Schere zuschneiden! Und die Probe an einem Reststück ergab: er lässt sich sogar bügeln, ohne platt zu werden! Und eine weitere Probe ergab: man kann sogar G785 aufbügeln! Das ist zwar eine ganz leichte Einlage, aber der Unterschied ist spürbar.

Damit war dann endlich das Einlagen-Problem gelöst: die Wollwatteline ist so weich, diese alleine hätte nicht für Stand gesorgt. Eine weitere nicht-bügelbare Einlage einnähen hatte ich keine Lust. Die G785 sorgt für etwas Stand im Bereich des Kragens und des Vorderteils, perfekt aus meiner Sicht. Und ich musste nicht 10 Meter ‚twill tape‘ aufnähen, sondern konnte klebendes Schrägband für die entsprechenden Stellen an Schultern, Taschen und vorderer Mitte nehmen. Yeah!

Die Wollwatteline allerdings muss aufgenäht werden. Da mir der Mantelstoff nicht allzu wärmend erscheint, habe ich alle Teile des Außenstoffs auch aus Watteline zugeschnitten, Watteline und Außenstoff dann kurzerhand mit Sprühkleber miteinander verbunden und dann alles miteinander vernäht (weil ich denke, dass der Kleber nicht dauerhaft hält). Und zur Sicherheit habe ich mir vorgenommen, alle Nahtzugaben mit Hexenstich flach zu nähen, das fixiert auch die Watteline zusätzlich.

Soweit also mein Stand: Erst einen Probemantel genäht, dann alle Teile zugeschnitten, die Einlagen aufgebügelt und aufgenäht und die ersten Nähte genäht. (Nein, ich hatte nicht die ganze Woche frei, ich arbeite seit Anfang November an dem guten Stück.)


Macht das alles Sinn, was ich hier mache? Wer von euch hat Erfahrung mit Näheinlage und Wollwatteline?
Der Stoff macht sooo Lust auf den fertigen Mantel und dein Vorgehen erscheint mir sehr schlüssig. Vor allem weil du einen warmen Mantel möchtest und mir scheint, du bist mit deinem Vorgehen auf dem richtigen Weg. Insgesamt scheint es ein guter Schnitt zu sein, da er (im Gegensatz zu allen Mantelschnitten, die mir bisher untergekommen sind) wärmendes Innenfutter etc. mitdenkt.
LG Miriam