Stoffspielereien: Heimat

Heimat ist das Thema diesmal bei den Stoffspielereien, also nicht eine Technik, sondern ein Begriff, und da wälzt man erst mal Gedanken, wie man ihn textil umsetzen kann. 

Heimat, für mich ist das ein Ort, wo ein Gefühl der Vertrautheit, der Zugehörigkeit entsteht. Das wird vermutlich immer am stärksten mit der Gegend verbunden sein, in der ich aufgewachsen bin, der Oberpfalz. Aber je weiter weg ich reise, kann dieses Gefühl der Vertrautheit auch entstehen, wenn ich wieder nach Deutschland oder Mitteleuropa zurückkehre.

Im übrigen ist es ein unfassbares Glück, einfach die Freiheit und die Mittel zu haben, fast überall auf der Welt hinfahren zu können und auch einfach wieder in die Heimat zurückkehren zu können. Ein Glück, das viele nicht haben.

Für mich ist es aber nicht ein bestimmter Ort, Straße oder Haus, sondern mehr die Umgebung, Heimatgefühl erzeugt. Konkret sind mir zwei Aspekte eingefallen. Da ist zum einen die Sprache. Ich freue mich, wenn ich (unerwartet) jemanden Bairisch reden höre und wenn jemand in meinem Herkunftsdialekt redet, werde ich ganz hellhörig.

Die Idee, Dialektworte in den Stoffspielereien zu verarbeiten, hat mich nicht so recht angesprochen, aber ich habe mal ein paar gesammelt, die es so im Hochdeutschen nicht gibt. Vielleicht habt ihr Lust zu erraten, was sie bedeuten: Ziwala, äira amol, blekka, äizadla, Rana, Irta, Roubbala, irrn, draumhappert, meiletta, Staunzn. Die Auflösung gibt es am Ende.

Heimatgefühle verbinde ich auch mit der Landschaft. Immer, wenn ich von einem längeren Auslandsaufenthalt zurückkehre, vor allem aus trockenen Gegenden, merke ich, wie sehr ich dieses üppige Grün, das es hier gibt, liebe. Dieses vielschichtige Grün von der Graskante bis zur Baumspitze. 

Grün in vielen Schattierungen war also meine Leitlinie zum Begriff Heimat. Ich habe meine Jersey-Reste und aussortierte T-Shirts in Grün zusammengesammelt und übereinander geschichtet, zusammengenäht und auseinander geschnitten. Chenille heißt die Technik dazu, und war auch schon Thema bei den Stoffspielereien. Mein erster Versuch dazu gefiel mir schon ganz gut, die vielen geraden Kanten waren mir aber nicht organisch genug.

Der zweite Versuch, diesmal mit geschwungenen Stoffkanten und Nähten:

Der wurde dann zu einem Kissen weiterverarbeitet:

Das ist mir jetzt im Vergleich zum ersten Versuch etwas zu brav geworden. Mal sehen, wie es aussieht, wenn ich es gewaschen habe. Der Basisstoff und die Rückseite ist übrigens das Shirt aus den Stoffspielereien vom März 2018. Der Stoff war zu fest für ein Oberteil, es war nicht richtig angenehm zu tragen und wurde deshalb nur selten aus dem Schrank geholt.

Übrigens ist noch mehr Grünes in den letzten Wochen bei mir entstanden. Zu Weihnachten bekam ich das „Alabama Chanin Stitch Book“ geschenkt und habe jetzt endlich ein kleines Projekt im Stil von Alabama Chanin umgesetzt. Ganz fertig ist das T-Shirt noch nicht, aber ich zeige heute gerne mal einen Zwischenstand:

Auch Alabama Chanin sah man bei den Stoffspielerinnen schon des öfteren, geballt zum Beispiel hier. Was ist denn aus euren schönen Teilen von damals so geworden? Ich bin etwas skeptisch, ob diese einfachen Handnähte mit Vorstich und Knoten häufiges Tragen und Waschen gut überstehen. Wie ist eure Erfahrung?

Nun bin ich mal sehr gespannt, was sonst noch zum Thema Heimat entstanden ist. Frau Nahtlust sammelt.

Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine:
30.06.2019: „Afrika“ bei Made with Blümchen
29.09.2019: „Miniatur“ bei Feuerwerk by KaZe
27.10.2019: „Handweben“ bei Schnitt für Schnitt
24.11.2019: (Thema noch nicht fix) bei Nähzimmerplaudereien

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest Du bei Siebensachen zum Selbermachen.

Und hier noch die Auflösung der Dialektwörter: Küken, manchmal, laut weinen, jetzt, Rübe, Dienstag, Erdbeeren, im Weg sein, verschlafen, zeitlebens, Schnake 🙂

Frühlingspost 2019: Noch mehr Kleisterpapier-Post

Michaela und Tabea laden heute zur Frühlingspost-Finisage ein. Da zeige ich noch schnell die weiteren Karten, die mich in den letzten Wochen erreicht haben. Eigentlich wollte ich noch die letzte Post der Gruppe 2 abwarten, aber bislang ist leider nichts gekommen.

In Woche 7 traf die Post von Bärbel (@snigelpapper) ein. Bärbel hat mich gleich mit fünf feinen Karten samt Umschlägen versorgt. Besonders effektvoll finde ich die altrosa Schwünge auf einem dunklen Hintergrund. Und praktisch sind die Aufkleber für all die feinen Umschläge, die man am liebsten gar nicht beschriften möchte. Danke, Bärbel!

Besonders gefreut habe ich mich über die Post von Andie (@regnitzflimmern), die einfach unglaublich feine und schöne Stempel schnitzt. Auch für die Frühlingspost kamen ihre Stempel zum Einsatz, richtig große Matten hat sie dafür geschnitzt, schaut mal rüber auf Instagram! Vielen Dank, Andie, ich glaube, die Umschläge werde ich einfach selber behalten!

Und in der letzten Woche kam Post von Corinna (@coschmina). Die vorwiegend grün gehaltenen Karten gefallen mir natürlich ganz besonders. Vor allem den quadratischen Umschlag samt Karte finde ich sehr gelungen, ein einfaches Muster, aber sehr effektvoll. Danke, Corinna, auch für die schönen Extras!

 

Diese Woche habe ich noch ein bisschen Kleisterpapier verarbeitet. Die zugeschnittene Graupappe für eine Schachtel hatte ich schon lange liegen und wollte sie endlich mal verarbeiten. Zum Beziehen nahm ich ein Papier, das schon vor zwei Jahren im Kleisterpapierkurs bei Tanja Karipidis entstanden war.

Und erst als sie fertig war, ging mir auf, dass die Kiste perfekt ist, um all die schönen Karten und Anhänger aufzubewahren, die ich in den letzten Wochen erhalten habe.

Oje, ich weiß wirklich nicht, ob ich mich von all den schönen Karten und Umschlägen werde trennen können. Aber insgesamt fand ich es eine tolle Idee, die Papiere in etwas umzusetzen, das man gleich nutzen kann. Denn ich muss gestehen, die meisten Papiere aus der letztjährigen Frühlingspost liegen hier noch immer ungenutzt, eine Schande…

Dann verlinke ich den Beitrag noch schnell in der Frühlingspost-Liste . Den ersten Teil der Beiträge von Gruppe 2 findet ihr übrigens hier.

Liebe Michaela, liebe Tabea, nochmals vielen Dank für die Idee und fürs Organisieren!

MMM: Regenjacke

Nein, eine Regenjacke ist es eigentlich nicht geworden, eher eine Nieselwetterjacke. Aber das ist schon in Ordnung, mehr muss erst mal nicht. Und das kam so.

Ich wollte eine Jacke. Eine mit der man Fahrrad fahren kann, also mit einer entsprechenden Kapuze und mit etwas Bewegungsfreiheit. Für Frühlingstemperaturen, und für die Tage, wenn es ausschaut, als ob es regnen würde, es dann in der Regel doch nicht tut.

Diesen Plan habe ich eigentlich ständig, letzten Herbst auch schon, und damals kaufte ich das Schnittmuster von Lady Neve von Mialuna. Das hat schöne Details wie einen Untertritt mit Kinnschutz, einen Übertritt, versteckte Ärmelbündchen und vor allem eine Kapuze, die nicht so groß ist, dass sie beim Rad fahren vom Kopf weht.

Die Größentabelle sah mich zwischen 38 und 40, und weil das Schnittmuster eigentlich ein dickes Futter vorsieht, nahm ich die kleinere Größe. Passt soweit gut, nur unter den Ärmeln könnte es weiter sein. Da muss ich mich etwas verrenken, wenn ich in die Jacke schlüpfe, und wir werden ja alle nicht jünger.

Der Fall der Ärmel gefällt mir auch nicht besonders, aber das ist nicht nur bei meiner Jacke so, sondern auch bei anderen Beispielen, die man im Netz findet.

Auf dem Schnittmusterbogen gingen gerade beim Ärmel die Gradierungslinien sehr durcheinander, was nicht nur beim Abpausen schwierig ist, sondern auch etwas skeptisch werden lässt, ob das alles so seine Richtigkeit hat. Sonst ist an dem e-book wenig auszusetzen, man kommt gut damit zurecht, auch wenn es nicht besonders schick ist. Ich würde mir nur sehr wünschen, dass alle pdf-Schnittmusterbögen Layer hätten, so dass man nur die Größe ausdruckt, die man braucht.

Am Saum habe ich etwas umgeändert, dass der Parka nicht ganz so aussieht wie die gekauften. Begradigt und mit Rundungen an den Seiten. Dafür brauchte ich dann Belege und den Futterschnitt musste ich auch darauf abstimmten, das war etwas Gefrickel. Ach ja, die Kapuze bekam auch einen Beleg, der war im Schnittmuster nicht vorgesehen, und die Ärmel sind etwas länger, dafür die Bündchen etwas kürzer.  

Die Gummis für die Gummizüge hatte ich zufällig daheim, die passen super. Allerdings wollte ich die Enden innen versteckt annähen, und das war das größte Gefrickel überhaupt.  Denn, wie näht man runde Gummischnüre an? Beim Taillengummi habe ich eine Lasche genäht und die Gummis dann an der Lasche verknotet, bei der Kapuze habe ich ein Plättchen mit Loch innen versteckt und das Gummiende so verknotet, dass es nicht durch das Plättchen und das Plättchen durch die Öse rutschen kann. Verstanden? 🙂

Dass die Jacke nur Nieselwetter kann, liegt natürlich am Stoff. Oilskin wäre der Traum gewesen, war mir aber zu teuer für einen Schnitt, den ich nicht kenne. Die Jacke jetzt ist also sozusagen eine Probejacke. Der Stoff ein wasserabweisendes Baumwoll-/Nylon-Gemisch von Stoff&Stil. Den Stoff habe ich im Laden in Berlin gefunden, und mich sehr gefreut, weil Lieblingsfarbe und so. Doppelt gefreut über meinen Fund habe ich mich hinterher, online und im Katalog gibt es die Farbe nämlich gar nicht zu bestellen.

Weil ich so Regenabdichtbänder schon lange zu Hause hatte, wollte ich mal ausprobieren, wie die so funktionieren und habe damit alle oberen Nähte damit abgedichtet. 

Beim Aufbügeln habe ich mich an diese Anleitung gehalten und das ging dann einwandfrei. Wahrscheinlich sind diese Nähte jetzt das Dichteste an der ganzen Jacke.

Für die Fotos haben wir uns dann mit vollem Einsatz in den (Niesel-)Regen gestürzt. Ich blieb trocken, aber meine Freundin nicht, die hatte keine Regenjacke an. Danke, Katharina, für die Fotos!

Erster Mai, heute ist Me-Made-Mittwoch. Habt einen schönen arbeitsfreien Tag der Arbeit!

In Kürze:
Schnitt: Lady Neve von mialuna, Gr. 38, ab Taille 40
Stoff: grüner Bibernylon und karierter Baumwollflanell von Stoff&Stil